Fanrat-Informationen zur Planung der neuen 'Südkurve'

Vorgeschichte:

Bereits bei der Ausschreibung des neuen Stadions im Jahr 2001 wurde von den Architekten als Bedingung die Schaffung von JEWEILS 10.000 Stehplätzen hinter den Toren vorgegeben. Da zur Weltmeisterschaft und zu internationalen Spielen im allgemeinen reine Sitzplatzarenen vorgeschrieben sind, müssen diese Bereiche variabel gestaltet sein. Das bedeutet, Sitzplätze können durch Herausbauen, Um- oder Hochklappen in Stehplätze umgewandelt werden.

Entgegen den Hoffnungen der Fanvertreter wurde im Jahr 2002 deutlich, dass sich durch die Umwandlung in Stehplätze die Kapazität bei Bundesligaspielennicht erhöhen wird. Konkret: während in allen anderen Bundesligastadien (auch im Olympiastadion München) 1 Sitzplatz in 1,5 - 2 Stehplätze umgewandelt wird, wird in der Allianz-Arena ein Umtauschverhältnis von 1:1 angewendet. Infolge dessen liegt die Stadionkapazität unabhängig von der Umwandlung bei 66.000 Plätzen. Für die Stehplatzbereiche bedeutet dies, dass die Fans weiter auseinander stehen: auf der gleichen Fläche, auf der in der derzeitigen Südkurve zwei Personen stehen, steht in Zukunft nur noch ein Fan. Dies ist sicher ein Gewinn an Komfort, allerdings birgt es nach Auffassung des Fanrats große Risiken für die Stimmung.

Seit Beginn der Stadionplanung wurde besonders von den Vertretern des Club Nr.12 (der Fanrat existiert erst seit Herbst 2003) bei Gesprächen mit der Vereinsführung immer wieder eine Umbaulösung gefordert, bei der nicht wie im derzeitigen Olympiastadion ein Klappsitzsystem zum Einsatz kommt, sondern eine Umwandlung in einen traditionellen Stehplatzbereich (Stufen mit Wellenbrechern) möglich ist. Entsprechende Systeme haben sich bei anderen Bundesligavereinen wie z.B. in Dortmund, Gelsenkirchen (Ausbau der Sitzreihen) oder in Hamburg (Sitze werden im Boden versenkt) bewährt und sind bei den Fans sehr populär. Im Frühjahr 2003 machte die Vereinsführung jedoch deutlich, dass sie eine solche Lösung entgegen den Wünschen der Fans nicht favorisiert, da durch die Doppelnutzung des Stadions mit einem ortsansässigen Turnverein eine sehr häufige Umwandlung nötig wäre, die aus Sicht der Vereinsführung aus finanziellen Gründen nicht zweckmäßig wäre.

Fanrat und die Planung der Allianz-Arena:

Mit der Schaffung des Fanrats im Jahr 2003 übernahm dieser die Rolle als Ansprechpartner für die Vereinsführung bei die Fans betreffenden Fragen der Stadionplanung. Im Laufe der letzten Monate wurde deutlich, dass statt der geplanten 10.000 Plätze eventuell nur 8.000 Stehplätze in der neuen Südkurve geschaffen werden sollen, jeweils die Hälfte im Mittel- und Unterrang. Entgegen anderslautenden Gerüchten reicht dies jedoch aus, um jedem Südkurvenjahreskartenbesitzer wieder eine JK anbieten zu können. Offen blieb die Variante, ZUSÄTZLICH noch weitere Stehplätze in der Nordkurve anzubieten.

Seit dem ersten Gespräch des Fanrats mit Vertretern der Stadiongesellschaft im Herbst 2003 baten wir um Mitsprache bei der Wahl des Sitztyps in der Südkurve. Leider wurde dies dem Fanrat nicht gewährt, und auch mehrfache Anfragen, wie denn der inzwischen ausgewählte Sitztyp aussehen würde blieben unbeantwortet. Der Fanrat musste somit die Fotos der neuen Sitze, die auch im Stehplatzbereich montiert sind, vor etwa zwei Wochen der Presse entnehmen.

Während die klappbaren Sitze (Foto) sicher in Komfortfragen höchsten Ansprüchen genügen, hält der Fanrat sie für den Einbau in einem Stehplatzbereich für denkbar ungeeignet: Bei Bewegungen innerhalb der Kurve, wie sie nicht nur bei einem Torjubel auftreten, stellen die Rückenlehnen für den dahinter stehenden Fan eine gefährliche Stolperfalle da. In Kombination mit dem Nichtvorhandensein von Wellenbrechern hält der Fanrat eine derartige Ausführung eines Stehplatzblocks - besonders im relativ steilen Mittelrang - für unverantwortlich. Dieser Eindruck wurde bei einer Begehung des Mittelrangs am vergangene Montag (11. Okt. 2004) bestärkt. Von Seiten der Vereinsführung wurde in diesem Zusammenhang ein zeitnahes Treffen mit Fanrat und den Entscheidungsträgern in Aussicht gestellt.

Seit dem vergangenen Wochenende liegen dem Fanrat Informationen vor, nach denen die Vereinsführung des FCB und die Münchner Stadiongesellschaft erwägen, dieses Problem dadurch zu lösen, im Mittelrang entgegen aller Ankündigungen der letzten Jahre KEINE Stehplätze anzubieten. Statt dessen soll der Stehplatzbereich im Unterrang in die Ecken verlängert werden. Dadurch können jedoch nur ca. 5000 Stehplätze angeboten werden. Zusätzlich soll in der Nordkurve ein Bereich als Stehplätze verkauft werden. Konkret würde dies unter anderem bedeuten, dass in Zukunft in der Südkurve nur etwa 4000 Stehplätze vorhanden sind (zusätzlich sind etwa 1000 Plätze in der Südost- und Südwestecke untergebracht). Dies hätte nach Auffassung des Fanrats zum einen sehr negative Folgen für die Stimmung im Stadion (im Vergleich: Arena auf Schalke: ca. 13.000 Stehplätze in der Nordkurve, Mönchengladbacher Borussen-Park: ca. 14.500 Stehplätze auf der Nordtribüne, Dortmunder Westfalenstadion: ca. 25.000 Stehplätze auf der Südtribüne). Außerdem können über 1/3 der derzeitigen Jahreskartenbesitzer keine Jahreskarte in der neuen Südkurve erhalten. Der Fanrat hält eine derartige Lösung deshalb für unakzeptabel. Statt dessen muss nach Auffassung des Fanrats eine Möglichkeit gefunden werden, sowohl im Unter- wie auch im Mittelrang zumindest 8.000 der angekündigten 10.000 Stehplätze zu schaffen. Die Einrichtung von Stehplätzen im Nordteil des Stadions begrüßt der Fanrat, jedoch nur als ZUSÄTZLICHES Angebot, NICHT jedoch als ERSATZ für geplante Stehplätze im Südteil des Stadions.

München 18.10.2004

gez. Fanrat