Soziales

Sie tauchen ihre Ränge in ein Farbenmeer in den Farben ihres Vereins. Sie huldigen Ihrer Mannschaft und ihrer Stadt mit riesigen Choreographien in den Kurven, schreien ihr Team zum Sieg und tragen Ihre Leidenschaft überall hin mit, wohin sie Ihren Verein begleiten. All diese positiven Errungenschaften der Ultras finden sich nur selten im Medienecho wieder. In Zeiten von wachsender Willkür & Repression bläst man lieber kleinere Scharmützel zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen auf oder versucht die Mitglieder der Fangruppen in die stereotype Ecke "Fußballfan=Gewalttäter=Rassist" zu drängen. Den scheinheiligen Medien ist zum erhöhen einer Auflage auch das Mittel der Verleumdung recht – dass so manche Fangruppe sich in ihrem direkten Umfeld oder auch weit entfernt sozial engagiert, wird dabei meist unter den Tisch gekehrt.

Ein Beispiel für dieses Engagement ist der Verein Noi Ultras aus Venedig. Dort engagiert man sich für die interkulturelle Begegnung zwischen Ultras und Immigranten: So ermöglichen die Ultras Unione VeneziaMestre einem 26 jährigem moldawischen Immigranten der sich illegal in Italien aufhält ein Leben unter Ihnen und mit Ihnen, in der Kurve und auch außerhalb des Stadions – er wurde mit offenen Armen in die große Familie der Ultras aufgenommen und bekam so ein Stück Heimat, die ihm der Rest der Gesellschaft nicht bieten wollte: "Ich könnte nie die Menschen hier vergessen, wie sie mich mit offenen Armen aufgenommen haben, die Gefühle, die sie mit mir geteilt haben. Ich könnte nie vergessen, dass ich für sie nie ein Illegaler war, sondern ein Bruder, ein Freund, ein Junge, wie viele andere in der Curva Sud". Ebenso sammelte Noi Ultras im Rahmen von antirassistischen Fußballturnieren, Festen und durch den Verkauf von Fanartikeln bereits 30.000 Euro für den Bau von Werkstätten und für Infrastrukturmaßnahmen in Chiapas. (Chiapas ein mexikanischer Bundesstaat dessen Bevölkerung besonders von Armut und Unterdrückung gezeichnet ist. Die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung EZLN kämpft nicht nur für die Rechte der indigenen Bevölkerung sondern setzt sich auch für den Aufbau und Erhalt der Dorfstrukturen und bessere Lebensbedingungen ein.)

Die europäischen Ultrà-Gruppen schaffen sich also zusammen mit ihren Strukturen, die von ihren Obrigen so oft zu unrecht verteufelt werden, die Basis für ein soziales Engagement außerhalb der Stadien. Dass dies nicht immer weit ab vom Fußball liegen muss, beweisen die South Winners aus Marseille. Die 1987 gegründete Gruppe lädt in Zusammenarbeit mit einer lokalen Wohlfahrtsorganisation zu jedem Spiel 20 jugendliche und erwachsene Marseillais in sozialen Schwierigkeiten in ihren Fanblock ein und erlaubt ihnen somit, den Problemen des tristen Alltags wenigstens für 90 Minuten zu entfliehen. Dass die Marseiller Ultras ein Herz für ALLE Bürger Ihrer Stadt haben, zeigten sie auch bei Aktionen wie der Mithilfe bei Essensausgaben für Bedürftige und der kostenlosen Verteilung von Wintermützen, Schals und Handschuhen in den Farben ihres Teams. Seit 2002 engagiert sich die Gruppe im Kampf gegen die Mukoviszidose. Schon 2 mal stellte man eine komplette Choreographie über die ganze Kurve unter das Motto "Un souffle contre la Mucoviscidose" – frei übersetzt: "Ein Hauch von Atem gegen die Mukoviszidose" und warb so zusammen mit einer Stiftung für die Hilfsfonds gegen die Erbkrankheit, bei der ein zäher Schleim auf der Lunge das Atmen und die Funktion weiterer innerer Organe immens beeinträchtigt. Anlässlich der internationalen Aktionstage gegen AIDS bekannte man ebenfalls Flagge in der Kurve: die rote Schleife, dargestellt durch Papptafeln, hob sich rot leuchtend von den Vereinsfarben Blau und Weiß im Hintergrund ab: "Tous unis contre le SIDA" – Alle zusammen gegen Aids! Mehrfache engagierten sich die Winners auch gegen Gewalt auf dem Fußballfeld: einer Aussage, die sie ebenfalls durch eine Choreographie unterstützten - und der sie durch die Organisation eines Straßenfußballturniers Nachdruck verliehen. Doch das Herz der Marseille Fans sitzt nicht nur am rechten Fleck wenn es um Schicksale von Personen geht, die durch Armut, Krankheit oder soziale Probleme gezeichnet sind. Die Renovierungsarbeiten am Wahrzeichen ihrer Stadt, der Bonne Mère (Basilika Notre Dame de la Garde) unterstützte die Fanclubvereinigung in Marseille mit den Einkünften aus dem Verkauf eines extra für die Aktion gestalteten T-Shirts.

Aber man braucht gar nicht bis ins Ausland rüberschauen, auch hier bei uns gibt es Aktionen dieser Art: Beeindruckend zum Beispiel, dass im Rahmen der Soliaktion für das an Leukämie erkrankte Harlekins-Mitglied Benny, der den Kampf gegen seine Krankheit leider verloren hat, die bemerkenswerte Summe von über 100.000,- Euro gesammelt wurde. Die Harlekins engagieren sich im Gedenken an ihren verstorbenen Freund weiter für die Deutsche Krebshilfe. Schaut mal auf der Seite www.remember-benny.de vorbei.
Viele andere Gruppen engagieren sich ebenfalls, exemplarisch sei hier auf die Wilde Horde Köln verwiesen, die im Rahmen des Projekts "Horde Karitativ" große Aktionen startet, um Geld- oder Sachspenden für lokale soziale Projekte zu sammeln oder auch mal alle FC-Fans zum Blutspenden aufgerufen hat. Ein weiteres herausragendes Beispiel war die Unterstützung der Ultras Nürnberg für die Streikenden des von der Schließung bedrohten Nürnberger AEG-Werkes. Sowohl am Spieltag wurde massiv für die Problematik Öffentlichkeit geschaffen als auch den Streikenden direkt vor Ort Zuspruch und Unterstützung zukommen gelassen. Es gehen uns also schon eine Menge Gruppen mit gutem Beispiel voran...

Auch wir sehen soziales Engagement in unserem Umfeld und darüber hinaus als wichtiges Element unserer (Gruppen-)Politik an. Wir wollen als Gruppe ein ernst zunehmender Teil des sozialen Lebens unserer Stadt sein. Entsprechend sehen wir für uns auch eine soziale Verantwortung für diese. Bisher haben wir vor allem kleinere Projekte gestemmt, zu bestimmten Anlässen Geld gesammelt (beispielsweise für die Ärzte ohne Grenzen (www.aerzte-ohne-grenzen.de)) oder mehrmals sozialschwache Jugendliche und Migranten ins Stadion in unsere Mitte eingeladen. In unseren Augen sind diese Sachen erste Schritte. Leider leidet dieses Engagement oft darunter, dass wir uns mit dringlichen uns direkt betreffenden Problemen, z.B. der Arbeit gegen Stadionverbote, rum ärgern müssen, anstatt uns diesen Projekten widmen zu können. Dies soll aber keine Entschuldigung sein. Wir wollen unsere Arbeit in diesem Bereich zukünftig intensivieren.

"Fußball vereint!"

Unter diesem Slogan steht unser Engagement in der interkulturellen Straßenfußballliga "buntkicktgut" (www.buntkicktgut.de). "buntkicktgut" entstand 1997 als Initiative in einer Münchner Flüchtlingsunterkunft und ist inzwischen zu einem Projekt angewachsen, das fast 1.000 Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund einem kontinuierlichen und alternativen Straßenfussball-Liga-Betrieb in mehreren Altersstufen und Ligen bietet und soziales und kulturelles Miteinander fördert. In den verschiedenen Partizipationsbereichen werden soziale und persönliche Kompetenzen vermittelt und präventive Arbeit geleistet. Unser Engagement ist sehr vielseitig und reicht vom Ausrichten eines "buntkicktgut"-Turniers auf unserem Gelände bis hin zur Betreuung verschiedener Teams in der Liga.
Wir verstehen dieses Engagement als Teil unserer Identität als antirassistische Bayernfans, die sich der Geschichte des FC Bayern als kosmopolitischer und weltoffener Verein verpflichtet fühlen. Dieses Engagement ist die letzten Jahre stetig gewachsen. Wir wollen uns für das Einsetzen, was wir als München, unsere Stadt, verstehen.
Dabei verbindet uns mit "buntkicktgut" nicht nur unsere Leidenschaft "Fußball". "buntkicktgut" führt über den Fußball Jugendliche unterschiedlichster sozialer und ethischer Herkunft zusammen.

München kickt bunt!

München ist bunt und der FC Bayern war es schon immer!

Refugees Welcome!

Unter diesem Slogan steht unsere Kooperation mit der Karawane München (www.karawane-muenchen.org), die sich für die Rechte von Flüchtlingen einsetzt. Aus unserer antirassistischen Grundeinstellung heraus ergibt sich für uns die Verpflichtung, uns gegenüber den Flüchtlingen, die in Deutschland einer unmenschlichen und rassistischen Politik ausgesetzt sind, solidarisch zu erklären. Deswegen haben wir bereits mehrmals in Zusammenarbeit mit der Karawane Flüchtlingen, die alles andere als einen schönen Alltag haben, zumindest ein paar Stunden zu ermöglicht und sie in unsere Mitte eingeladen. Zusammen mit uns haben sie einen schönen Tag in unserem Block erlebt. Auch an mehreren Aktionen der Karawane, die die Öffentlichkeit auf die Situation der Flüchtlinge hinweisen sollten, haben wir teilgenommen und bereits mehrmals ein Team von Migranten an unserem Kurt-Landauer-Turnier teilnehmen lassen. Die Freude und Begeisterung in ihren Augen, als sie 2010 erstmals das Kurt für sich entscheiden konnten, hat uns alle tief bewegt.

Refugees Welcome!