Am 25.06.2010 war es endlich soweit, nach Wochen der Vorbereitung begann unser antirassistisches Kurt-Landauer-Turnier und feierte dabei diese Jahr sein fünfjähriges Jubiläum. Nach zwei Jahren in Folge im selbstgewählten Starnberger Exil, entschied man sich dieses Jahr wieder ins schöne München zurückzukehren.
Genau genommen hieß der diesjährige Austragungsort Freimann, wo man nach längerer Suche eine durchaus coolen Platz unweit unseres Stadions im Münchner Norden für sich gewinnen konnte. Ab Freitag morgens trafen wir uns bei sommerlichen Temperaturen und strahlend blauem Himmel zum Aufbau.
Auch wenn's anfangs noch ein wenig verplant zuging und unsere Zeltkonstrukte mehr als verwunderlich aussahen, kamen wir doch recht flott voran. Gerade noch den LKW des Getränkelieferanten abgeladen, da trudelten auch schon die ersten Gäste ein. Wie in den Jahren zuvor, wurden natürlich wieder unsere Freunde aus Sankt Pauli, Jena, Bochum und Civitanova, die bekannten Gesichter aus unserer Südkurve, sowie einige weitere befreundete Organisationen und Personen eingeladen.
Nach und nach trudelten immer mehr Menschen am Turnierplatz ein, bei kühlem Bier und mit gechillter Musik wurden die letzten Vorbereitungen über die Bühne gebracht und somit konnte es jetzt wirklich losgehen.
Naja, nicht so ganz... Noch vor der Begrüßungsrede kam unser alter Bekannter Sturm hinzu, sodass nach wenigen Minuten mehr Leute damit beschäftigt waren, die Zelte am Boden festzuhalten, als wie geplant den Abend in cooler Atmosphäre zu genießen. Man stellte sich ach schon auf ein richtig großes Gewitter mit massig Regen ein, allerdings meinte es Petrus diesmal doch noch gut mit uns und die pechschwarzen Wolken zogen dann doch an uns vorbei.
Der Sturm ließ glücklicherweise recht bald wieder nach uns somit stand dem traditionellen Pasta-Essen nichts mehr im Wege. In ruhiger Atmosphäre konnten wir den Abend dann bei einer bis x Halben ausklingen lassen.
Inhaltlich und sportlich startete unser Turnier dann ab Samstag früh voll durch. Nach dem Frühstück begannen gleich die ersten Workshops. Diesmal stand das KLT unter dem Motto "München international", genauer gesagt ging es dabei um die positive Bedeutung von Gastfreundschaft, Weltoffenheit und Zuwanderung für unsere Stadt und ihre Identität. Während der "Goldenen Jahre" unserer Stadt um die Jahrhundertwende beschrieb der Ausspruch von Thomas Mann, dass MÜNCHEN LEUCHTET, das Lebensgefühl der kulturellen Hauptstadt München mit seinem Künstler- und Boehme-Viertel Schwabing. München war Exil der Opposition und Gegenpart zum preußischen Berlin. Nach der Schreckenszeit der Nazis waren es die Gastarbeiter aus allen möglichen Ländern, die unsere Stadt wieder aufbauten und heute unverzichtbarer Bestandteil unserer Stadt sind. All diese Aspekte der Identität unserer Stadt versuchten wir in Vorträgen, Filmvorführungen und auf Schautafeln zu veranschaulichen.
Der Gastreferent Michael Sturm ergänzte dieses Thema mit einem Vortrag zu den Schwabinger Krawallen und ihren Implikationen für Polizeitaktik bis in die heutige Zeit. Parallel zu den Workshops wurde auch eine Stadtführung angeboten, auf der an mehreren Stationen in der Münchner Innenstadt Eindrücke von Migranten zu ihrer, unserer Stadt vermittelt wurden.
Gegen Mittag begann dann die Vorrunde des Turniers. Die Teilnehmerfeld ähnelte dem des Vorjahres: Horda Azzuro Jena, Ultrà Sankt Pauli, Bochum, Brigate Rossoblu Civitanova, Minga Oida, Sektion Wilderei, Südpol Sankt Pauli, Lawyers United, Karawane München, Kafe Marat/Antifa NT, Queerpass Bayern, Club Nr.12, Harras-Classics (buntkicktgut), Südkurve089, Schickeria München und ein Diffidati-Soli-Team. Wie gewohnt wurde hier wieder Fußball auf höchstem Niveau geboten, welcher von chilliger Musik und nicht wenigen Bengalen und Rauchtöpfen untermalt wurde. Immer wieder ein geiler Anblick!
Allgemein ein richtig cooler Tag, was auch eine immer wieder streikende Stromversorgung nicht ändern konnte!
Geiles Wetter, gute Musik, ein kühles Bier und keine Bullen weit und breit, was will man mehr...
Auch der (gefühlt) 24 Stunden betriebene Grill wusste zu gefallen. Zum ersten mal in der Kurt-Geschichte wurde dieses mal Döner und Falafel zubereitet.
Gegen 20 Uhr stand dann das Abendessen an. Anschließend ging es geschlossen ins Jugendzentrum Kiefergarten um sich bei einer Elektro-Party die fußballbedingte Müdigkeit aus den Knochen zu tanzen! Natürlich gab es auch dieses Jahr wieder die traditionelle Moloko-Bar, welche sich der Aufmerksamkeit der Partygäste auch nicht lange entzog...
Sonntagmorgen hieß es dennoch irgendwann mal aufstehen, wenn man noch etwas vom leckeren Weißwurst-Frühstück abbekommen wollte.
Dank unserer Freunde aus Bochum, die den kompletten Sonntag am Grill standen und Original Bochumer Currywurst anboten, mussten aber auch unsere Spätaufsteher nicht verhungern.
Spätestens zu den anschließenden Workshops über den Umgang mit Homophobie und sexueller Gewalt beim Chiemsee Reggae und der Diskussionsrunde über Anti-Sexismus-Arbeit in den jeweiligen anwesenden Gruppen dürften dann auch die letzten aus den Federn geschlüpft sein.
Immerhin fand danach ja auch noch die Finalrunde des Turniers statt, welche dieses Jahr die Karawane verdient für sich entscheiden konnte. Ich denke keine andere Mannschaft hätte sich mehr über diesen Titel gefreut, als das Flüchtlingsteam der Karawane es tat, die nach der Siegerehrung noch einmal eindrucksvoll ihre Freude und Dankbarkeit in einer kleinen Rede zum Ausdruck brachten. Damit hatte das Kurt 2010 einen würdigen und äußerst verdienten Sieger gefunden.
Nach der Siegerehrung noch schnell ein Gruppenfoto gemacht und schon bald war es für die meisten an der Zeit, die Heimreise anzutreten. Für diejenigen hingegen, die für den Abbau verantwortlich waren, sollte es noch eine lange Nacht werden...
Vielen Dank, an alle die hier mitgeholfen haben, sowie den Platzwart der Anlage am Kieferngarten. Außerdem natürlich auch wieder ein großes Dankeschön an alle unsere Gäste aus Nah und Fern, die auch den diesjährigen Kurt - totz des ein oder anderen Wehrmutstropfen - wieder zu einer schönen Erinnerung gemacht haben.
PROGRAMM:
Samstag, 26.06.10
10:00 | Vortrag Erste Gastarbeiterwelle in München |
10:00 | Stadtführung „Migration in München“ |
11:00 | Vortrag „Schwabinger Krawalle und Münchner Linie“ vom Referenten Michael Sturm |
12:00 | Vortrag zur Situation von Flüchtlingen in München heute |
12:00 | Wiederholung der Stadtführung „Migration in München“ |
ab 13 Uhr | Vorrunde des Fußballturniers |
21:00 | Vortrag über die Entwicklung des Glockenbach-Viertels |
Sonntag, 27.06.10
10:00 | Wiederholung der Stadtführung „Migration in München“ |
10:00 | Vortrag über den Umgang mit Homophobie und sexueller Gewalt beim Chiemsee Reggae der Antifa NT |
11:00 | Diskussion über die Situation von Mädels und Frauen in Ultras-Gruppen |
11:00 | Vortrag über Migration in Bochum |
12:00 | Vortrag über „Nazis in München von 45 bis heute“ vom AIDA |
ab 13 Uhr | Finalrunde des Fußballturniers |
um 15 Uhr | Finale des Fußballturniers |
anschließend | Siegerehrung und Verabschiedung |
PLATZIERUNGEN:
- Karawane München
- Lawyers United
- Horda Azzuro Jena
- Harras Classics
- Südkurve 089
- Queerpass Bayern und Sympathisanten
- Minga Oida
- Schickeria München
- Bochum
- Ultrà Sankt Pauli
- Diffidati-Soli-Team
- Sektion Wilderei
- Südpol Sankt Pauli
- Kafe Marat/Antifa NT
- BRB Civitanova
- Club Nr. 12