Bücher für Ultras

Hier haben wir für Euch Bücher zusammengestellt, die jeder Münchner Ultrà mal gelesen haben sollte! Und jeder, der uns zumindest ein bisserl verstehen will, eigentlich auch...

FEVER PITCH


Die verrückte Geschichte einer lebenslangen Liebe. Ein Fußballfan und sein Verein. "Fever Pitch" ist DAS Buch für jeden Fußballfan.

Mit Wortwitz und gewohnter Sprachbrillanz geht Nick Hornby insbesondere auf Rituale ein, die jedem bekannt sind, der den Virus Fußball in sich trägt. Wer je im Fanblock seines Vereins gestanden hat, erkennt sich nicht nur wieder, sondern meint, das Buch sei nur für ihn allein geschrieben. Jeder der fußballverrückt ist, vergisst Geburtstage, den Hochzeitstag, den Verlobungstag etc, aber nie den Tag des ersten Stadionbesuchs, die Torschützen, die Zuschauerzahl, das Wetter. Jedes, für Aussenstehende unwichtige Detail, brennt sich in das Gedächtnis ein. Man kann so etwas nicht beschreiben, man muss so etwas erleben, um mitreden zu können. Hornby erzählt seine Geschichte. Anfangs verfolgt er mit jugendlichen Eifer, Unbedingtheit und Fanatismus die Spiele seines Clubs. Er bedeutet ihm alles, wirklich alles. Mit den Jahren wird er ruhiger, das Absolute und Fanatische weicht einer distanzierteren und mit dem Alter ausgeglicheneren Betrachtung, aber die Liebe bleibt. Dabei schwankt er zwischen einem melancholischen Rückblick auf die alte Zeit, als er jedes Wochenende durch das Land reiste, und der doch zufriedenen Gewissheit, sich irgendwie weiter entwickelt zu haben.

Da es sich um eine Geschichte handelt, die sich über mehr als 30 Jahre erstreckt, ist diese Erzählung auch ein Rückblick auf den Fußball wie er einmal war, als der Weg ins Stadion noch etwas bedeutete. In den heutigen modernen Fußballhallen ist das Spiel zur klinisch sauberen Angelegenheit geworden, die jede Atmosphäre zerstört. Dabei war Fußball immer mehr als das Spiel auf dem Rasen. Erst wenn keine Fans mehr im Stadion sein werden, wird man merken, dass Publikum keine Fans sind. Von daher ist diese Geschichte auch ein melancholischer Rückblick auf ein Spiel mit einer Lebensphilosophie, wie sie so nicht mehr zu finden ist.

EINE SAISON MIT VERONA


Eine Reise durch Italien auf der Suche nach Träumen, Fußball und dem Herzen des Landes. Seit zwanzig Jahren lebt Tim Parks nun im Veneto, und noch immer ist ihm die italienische Seele ein Rätsel. Was liegt also näher, als sich endlich mit dem Wichtigsten im Leben eines Italieners zu beschäftigen, dem Fußball?

Eine Saison lang reist Parks mit den Fans des Vereins Hellas Verona von Spiel zu Spiel. Ein Fußballbuch. Es ist, wie könnte es anders sein, das Buch eines Fans, und zwar des Fans einer von Gott verlassenen Mannschaft, nämlich Hellas Verona. Kein Wunder, dass Parks irgendwann auffällt, dass die italienische Serie A 34 Spieltage hat - exakt so viele wie Dantes "Inferno" Gesänge. Dieser Art, nämlich durchaus immer wieder von der genauen Hellas- und Selbstbeobachtung abschweifend, sind die Texte in diesem Buch. Dessen Struktur ist allerdings festgelegt: Parks berichtet über jeden Spieltag der Saison 2000/2001, die, mit mehr Glück als Verstand, sein Verein doch noch als Erstligist überlebt hat. Entstanden ist so ein Meisterwerk teilnehmender Beobachtung, in dem der Fan schon mal die Oberhand über den Beobachter zu gewinnen droht.

I FURIOSI


"An den Rändern der großen Städte, den Stadien und ihrer Umgebung fließen die Gesänge von I FURIOSI zusammen. Eine poetische Prosa von Nanni Balestrini, die im Rhythmus der Geschichten von den Abfahrten im Morgengrauen aus den verwüsteten Randgebieten, den Horrorreisen in stinkenden Sonderzügen erzählt. Von den Schlägereien und Drogenexzessen der Rotschwarzen Brigaden des AC Milan." (La Repubblica, April 1994)

DIE ULTRAS


Mit den Ultras hat sich im Fußball eine neue Fankultur etabliert. Auch in den Medien taucht sie vermehrt auf. Meist jedoch mit Negativschlagzeilen über Gewalt oder andere Regelverstöße. Jonas Gabler zeichnet ein anderes Bild dieser Bewegung. Er erläutert ihre typischen Merkmale: Die neue Form, das jeweilige Team zu unterstützen; das intensive Gruppenleben; die besonderen Regeln und Kodizes; das Engagement gegen die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs. Gabler zeigt auch die positive Wirkung der Ultras in Deutschland beim Zurückdrängen rechtsextremistischer und rassistischer Handlungen in den Stadien. In Bezug auf Gewalt ist sein Urteil dagegen nicht so eindeutig. Er belegt das ambivalente Verhältnis der Ultras zu Gewaltanwendung und zeigt, dass sich dieses Problem zunehmend verschärft hat. Doch ist durch die Gegenmaßnahmen der Vereine, der Verbände und der Polizei Besserung zu erwarten? So nimmt er Bezug auf ein weiteres Merkmal der Ultrabewegung: ihr organisierter Protest gegen Repression.

TIFARE CONTRO


Geschichte der italienischen Ultras. 1968-2007. Diesen beiden Jahreszahlen markieren die Endpunkte, zwischen denen die Parabel der italienischen Ultras ihren Bogen zieht. Von der Gründung der ersten Gruppierung bis zum Tod des Polizisten Filippo Raciti und des Fußballfans Gabriele Sandri: das Ende der Geschichte, wenn die Strategie der Repression um jeden Preis die Überhand behält. Vierzig Jahre sind vergangen, und trotzdem wissen die meisten immer noch sehr wenig von der Welt der Ultras – inklusive der Journalisten, die sich Fußballspiele nur im Fernsehen anschauen, oder jener Politiker, die die Kurve vom warmen Sessel der VIP-Tribüne aus erleben. Trotzdem füllen beißende Aburteilungen und politische Stimmungsmache die Spalten der Tageszeitungen: "alles Verbrecher", "das sind Tiere, und so müssen sie auch behandelt werden", "das absolut Böse des Fußballs". In Erwartung einer sinnvolleren Strategie als der derzeit angewandten – also Prügel und Stadionverbot – und einer weniger anachronistischen Organisation der Stadien ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, zu versuchen, den Schleier der Heuchelei zu lüften und Licht auf eine Bewegung zu werfen, die mit Sicherheit nicht der verkommenste Bestandteil des modernen Fußballs ist. Ein unverblümtes und provozierendes Buch, um ohne großes Drumherumreden die Geschichte italienischer Kurven zu erzählen. Aus der Sicht von jemandem, der die Kurve gelebt hat.

Unsere Rezension findet ihr hier: gds.blogsport.de

DIE BAYERN – DIE GESCHICHTE DES REKORDMEISTERS


Über den FC Bayern müssen nicht viele Worte verloren werden: Ob bei der Anzahl der Fans, der Erfolge, der Umsätze – überall findet man nur Superlative. Dietrich Schulze-Marmelings Buch zur Vereinsgeschichte entzieht sich allen medialen Aufgeregtheiten – und überzeugt gerade deshalb als dauergültiges Standardwerk. Kenntnisreich verfolgt er den Weg der Bayern von der Gründung im Jahr 1900 bis zur glücklosen Trainertätigkeit des Jürgen Klinsmann. Zweifellos ist das Buch die bisher ausführlichste Geschichtsschreibung über den deutschen Rekordmeister. Die bei weitem Beste und die spannendste.

Das meint anscheinend auch das St. Pauli – Fanzine ‚Der Übersteiger’: "Keine Ahnung, die wievielte Auflage dieses Buches es mittlerweile ist – aber auf jeden Fall verdient Autor Dietrich Schulze-Marmeling auch hierfür wieder gesondertes Lob. ... Wer es immer noch nicht hat, sollte jetzt auf jeden Fall zuschlagen."

GUTE FREUNDE: DIE WAHRE GESCHICHTE DES FC BAYERN MÜNCHEN


Keine Mannschaft hat den deutschen Fußball so sehr revolutioniert wie der FC Bayern. Beckenbauers Leichtigkeit, Müllers Torhunger und das unbändige Selbstbewusstsein der jungen Spieler Hoeneß und Breitner erschlossen dem Fußball neue spielerische und wirtschaftliche Dimensionen.

Thomas Hüetlin, "Spiegel"-Reporter und Kenner der Fußballszene, beschreibt den Aufstieg der Bayern. Die Geschichte des deutschen Top-Vereins als Familien-, Firmen- und Kulturgeschichte.Anfang der sechziger Jahre quälten sie sich noch in der Oberliga Süd durch die Dörfer. Dann wurde der Bauunternehmer Wilhelm Neudecker Präsident des FC Bayern. Er begriff, dass mit dem Trümmerfußball altdeutscher Prägung nichts mehr zu gewinnen war, und engagierte einen Trainer, der die jungen Spieler stürmen ließ, dass den Zuschauern der Mund offen stand. Und er verpflichtete einen Manager, der die Spielergehälter vervielfachte und seinen Stars lukrative Werbeverträge sicherte: Aus Fußballarbeitern wurden Popstars. Auf die Revolution von oben folgte die von unten. Selbstbewusste Spielertypen wie Sepp Maier erprobten erfolgreich den Aufstand gegen den autoritären Präsidenten. Allmählich übernahm die Mannschaft den Club. Es begann die Ära Hoeneß. Dieser hatte eine Vision: in einem rasant sich entwickelnden Geschäft erfolgreich sein und dennoch die Identität wahren. Rückschläge steckte er wie kein anderer weg: den Flugzeugabsturz, den er als Einziger überlebte, den Bruch mit dem Schicksalsgefährten Paul Breitner, drei tragische Niederlagen in europäischen Endspielen. Er wirtschaftete den Club trotzdem an die Spitze: Klar, es gab auch Neid, Intrigen, aber nach 40 Jahren steht ein ehemals kleiner Münchener Stadtteilclub ganz oben, und die, die es erkämpften, erst auf dem Rasen, dann an den Konferenztischen, sind immer noch da: der Uli, der Franz, der Kalle, der Sepp und sogar der Gerd. Die Mannschaft.

Eine schöne Rezension findet man hier: http://mag.fussball-forum.de

CHE – DIE BIOGRAPHIE


Wer war dieser Che, der auch in unseren Räumen an der Wand prangt und der Vorbild bzw. identitätsstiftendes Motiv für unzählige Ultras ist? Wichtige Augenzeugen sowie Ches engste Freunde und Mitkämpfer kommen hier zum Teil erstmals zu Wort. Egal ob Guerilleros in Bolivien, KGB-Angehörige in Moskau, CIA-Agenten in Miami, kubanische Geheimdienstoffiziere, Indios und selbst die Militärs, die Che exekutierten und heimlich seine Leiche verscharrten - mit wem auch immer Anderson sprach: Dem Charisma des faszinierenden Revolutionärs konnte sich keiner entziehen.

Der Autor hatte erstmals zu Quellen Zugang, von denen die vorherigen Biographen nur träumen konnten. Jon Lee Anderson zog für die Recherchen an diesem Buch extra nach Kuba und reiste von dort aus auch noch in weitere Länder, um möglichst viele Personen die mit Che, direkt oder zumindest indirekt etwas zu tun hatten, zu interviewen. Da wäre natürlich an erster Stelle dieser Personen Aleida March, also Ches Witwe, zu nennen. Das bringt natürlich mit sich, dass der Autor auch Einblick in sehr persönliche und teils unveröffentlichte Dokumente (z.B. Teile von Ches Tagebüchern) hatte. Desweiteren sprach er auch mit Ches Kindern, mit seinen Freunden, mit Mitstreitern und sogar mit seinen Feinden und/oder deren Kindern, so z.B. mit Felix Rodriguez, der unmittelbar mit Ches Hinrichtung zu tun hatte. Auch hier hatte Anderson zugriff zu Dokumenten, wie das Notizbuch von Oberstleutnant Selich, so dass fast die komplette Vernehmung Ches kurz vor seinem Tod in diesem Buch zu finden ist. Aufgrund dieser Fülle an Quellen, ist ein Buch entstanden das sehr glaubwürdig erscheint, da man einfach so gut wie alles aus Ches Leben erfährt. Ein vollständigeres Bildnis Che Guevaras wird man wohl kaum finden. Nicht wenige Fußnoten bzw. Ergänzungen geben zusätzlich noch Auskunft über Personen bzw. Geschehnisse, die, zwar nur sekundär, aber immerhin, etwas mit Che zu tun haben. Großer Pluspunkt hierbei: Wenn etwas bis heute nicht hundertprozentig festgestellt werden konnte, so erwähnt dies der Autor auch. Sollten sich mehrere Quellen widersprechen, also Aussagen von Zeitzeugen, was hier nicht häufig vorkommt, dann werden alle Aussagen genannt und Anderson nennt dann die, seiner Meinung nach, wahrscheinlichste. Allerdings nicht ohne gute und zahlreiche Argumente dafür zu nennen. Ebenfalls ganz wichtig an diesem Buch: Der Autor wertet nicht. Der Autor zeigt somit auch nicht nur eine Seite von Guevara, sondern alle. Er zeigt auch die Schwächen und Fehler auf, wie Ches Naivität, welche z.B. in Bolivien Folgen hatte. Oder Ches extreme Härte "Untergebenen" gegenüber, sowie auch die Tatsache, dass er das ein oder andere Mal sehr gewaltbereit zu sein scheint. Doch auch der liebende Familienvater wird hier beschrieben, der seine Kinder vermisst und um Freunde trauert. Anderson überlässt es völlig dem Leser Che als Mensch und seine Ideen und Taten gut oder schlecht zu finden. Wie jeder gute Autor, hält sich Anderson mit seiner Meinung zurück, so dass der Leser sich automatisch selbst Gedanken macht, was wiederum dazu führt, dass man viel intensiver in den Bann dieses Buch gezogen wird. Obwohl es hierbei natürlich auch an dem flüssigen Schreibstil des Autors liegt, dass man diese Biographie wie einen Roman lesen kann. Keine trockenen, seitenlangen politischen Ausführungen, nein, es macht wirklich Spass dieses spannende Buch zu lesen. Es ist einfach mehr als nur eine Che Guevara Biographie, es ist DIE Che Guevara Biographie.

Die Parallelen zur Welt der Ultras sind offensichtlich: Man lernt viel darüber mit offenen Augen zu reisen, Träume zu leben, aus der persönlich erlebten Wahrnehmung von Mißständen Konsequenzen zu ziehen, Auswirkungen des Kapitalismus auf das was anderen Menschen heilig ist zu erkennen, prinzipienfest zu sein, Ziele konsequent - ja besessen - zu verfolgen, ihnen das eigene Ego unterzuordnen, für etwas zu kämpfen, den Kampf auch gegen übermächtige Gegner zu wagen, sich nicht unterkriegen zu lassen, alles für eine Sache und v.a. für moralische Werte zu geben - und: bei allem was man einfordert immer mit gutem eigenem und ehrlichem Beispiel voran zu gehen! Durchaus viel, was für ULTRAS geradezu beispiel- und vorbildhaft ist - denn genau das ist es worum alles geht: Mentalità & Coerenza. Zusätzlich ist es ein toller 'Reiseroman' und ein politisches und soziales Panorama des Lateinamerika der 1950er und 60er Jahre. Absolut empfehlenswert. LESEN!

CLOCKWORK ORANGE


Der junge Alex prügelt, vergewaltigt, tötet - bis man mit Hilfe moderner Technik einen wahren Christen aus ihm macht. Doch zu welchem Preis? Anthony Burgess Meisterwerk in überarbeiteter Neuausgabe, mit umfassendem Glossar.

Motive aus Clockwork Orange sieht man auch in der Kurve. Welche Bedeutung hat Clockwork Orange für uns? Warum verwenden auch wir die Symbole von Alex und den Droogs? Zunächst einmal bedeutet der Ausdruck "Droogs" ja nichts anderes als Freunde. Deshalb steht er auch bei uns für die Freundschaft in unserer Gruppe, für die Gruppe selbst. Ebenso ist der Clockwork – Kult auch eine kleine und dezente Reminiszenz und Verbeugung vor dem großen Vorbild Italien und der dortigen Verwendung der Symbolik. Die durchaus aggressive Symbolik aus Uhrwerk Orange beziehen wir auch auf uns, allerdings differenziert. Hierbei ist noch einmal ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß die verschiedene Motive aus ACO als Metapher zu verstehen sind. Mit dem weltberühmten Bildnis des Alex mit dem Messer in der Hand beispielsweise huldigen wir also keineswegs irgendwelchen Messerstechereien. Auseinandersetzungen mit Waffen lehnen wir ausdrücklich, grundsätzlich und in jeder Form ab! Einer der wichtigsten Punkte ist die philosophische Frage, die das Werk Clockwork Orange aufwirft und die Erkenntnis, die sich daraus ziehen läßt. Gerade im Hinblick auf die durchaus vorhandenen Parallelen in unserem Alltag als aktive Fußballfans. Sind wir gut? Oder sind wir böse? Manchmal sind wir nichts von beidem, manchmal auch beides gleichzeitig... aber niemals irgendetwas ausschließlich! Können wir auch nicht - denn so einfach ist die Welt nun mal nicht. Es kann kein "Gut" ohne "Böse" geben, denn wie würde es sich ohne den Gegensatz denn definieren? Eine Welt ohne Freiräume bedeutet auch eine Welt ohne Risiko. Aber ist das erstrebenswert? Denn ohne Freiräume gibt es kein Ausleben mehr, keinen Spaß. Ohne Risiko gibt es auch kein Abenteuer. In völliger und absoluter Sicherheit regiert also auch die totale Langeweile. Diese lehnt das menschliche Individuum aber von Natur aus ab und versucht alles um ihr zu entkommen. Zu Ende gedacht ist der saloppe Spruch "No Risk – No Fun!" deshalb keineswegs plump und naiv sondern ein Grundparameter menschlichen Wesens. Auf die Verhältnismäßigkeit kommt es halt an. Klar muß irgendwann die Vernunft einsetzten und regieren, nicht jedes Risiko ist geringzuschätzen. Ebenso ist aber völlige Sicherheit genauso ausdrücklich abzulehnen. Letzten Endes, und das muß man sich vor Augen halten, beinhaltet aber Risiko immer auch zumindest die Möglichkeit "Böses" zu tun. Doch damit muß man umgehen lernen, nicht der illusorischen Versuchung hinterher jagen, völlige Sicherheit zu schaffen und so das "Böse" zu eliminieren. Hätte man dies geschafft, wäre die Welt nicht mehr lebenswert, ja gar keine wirkliche Welt mehr – denn ohne das "Böse" gäbe es auch kein "Gut": keine Freude, kein Glück, kein Vergnügen. Die sture, strikte und stupide Haltung des staatlichen Überwachungsapparates in dieser Frage kennen wir alle und alle anderen wahren und kriminalisierten Fußballfans kennen sie auch. Gegen diese Kurzsichtigkeit und Engstirnigkeit, gegen dieses durch konservative Ideologie völlig verengte Weltbild ohne Weitblick für möglich Folgen, gilt es sich mit Händen und Füßen zu wehren! Gegen den Regulierungswahn der Obrigkeit, gegen die Willkür und Repression seiner ausführenden Organe. Gerade in unserer heutigen Welt gilt, bei weitem nicht nur auf Fußball bezogen, sondern zum Beispiel ja auch was die Bedrohung durch Terror, seine Bekämpfung und die damit verbundene Argumentation der Hardliner in Sicherheitsfragen und die daraus resultierende, zum Teil bewußt geschürte und für andere Zwecke instrumentalisierte, Hysterie in Teilen der Bevölkerung angeht, mehr denn je: Es gibt nur die Alternative zwischen Freiheit mit all ihren Schwächen und Trieben und einer unmenschlichen Welt der totalen Kontrolle und Überwachung!

Mehr zu Buch, Film und Clockwork beim Fußball findet ihr hier

DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM


Heinrich Bölls Buch darüber "wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann". Und ein Lehrstück über die modernen Massenmedien und ihre Methoden. Aus dem Vorwort Bölls: "Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich."

Es geht um ein Massenblatt, das skrupellos Informationen über eine zu Unrecht als Mitglied einer linksradikalen Terroristengruppe verdächtigte 27-jährige Hausangestellte zusammenträgt und veröffentlicht, nicht vor Verdrehungen und hetzerischer Meinungsmache zurückschreckt und auf diese Weise die bürgerliche Existenz des Opfers zerstört. Die Erzählung handelt auch von Polizeibeamten und Staatsanwälten, die das Privatleben einer wehrlosen Verdächtigen respekt- und rücksichtslos durchleuchten. Auf die entwürdigende Behandlung und das übermächtige System reagiert das Opfer anfangs mit Fassungslosigkeit, am Ende mit verzweifelter Gegengewalt.

Vor dem Hintergrund der Hysterie um den Terrorismus der RAF protestiert Heinrich Böll mit der Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" gegen den Menschen verachtenden Sensationsjournalismus und nicht zuletzt gegen den Missbrauch der Staatsgewalt sowie die korrumpierenden Verflechtungen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Medien, Polizei und Rechtsprechung.

Mehr zur Entstehung des Buches und den Hintergründen findet ihr hier: wikipedia.org