Yin und Yang

Neben unseren traditionellen Fahnen und Doppelhaltern in rot-weiss könnt ihr vermehrt auch solche mit dem Yin-Yang-Zeichen in unserem Block finden.

"Was hat des beim Fußball zu suchen?", werden sich manche fragen. Andere behaupten, es sei "jetzt halt anscheinend in, einen auf esoterisch zu machen".

Zur Aufklärung sei gesagt, des wir jetzt weder völlig abgespacet sind (des warn wir eigentlich schon immer!) noch auf der "Mainstream-Esoterik-Schiene" fahren. Vielmehr haben Yin und Yang eine starke Aussagekraft an sich und speziell auch für uns als Gemeinschaft. Um dieses verstehen zu können, stellen sich natürlich Fragen...

Woher stammt das Yin-Yang?

Yin und Yang besitzen ihren Ursprung in der chinesischen Philosophie. Es ist die Idee, komplizierte kosmische Zusammenhänge in Schemata darzustellen. Geboren wurde diese im ersten Jahrtausend v. Chr. Die Graphik selbst, welche wohl jeder kennt, stammt erst aus dem 10.-13. Jahrhundert.

Welche ursprüngliche Bedeutung haben Yin und Yang?

Yin und Yang entstehen aus einem Ursprung. Sie bringen ihrerseits die enorme Vielfalt der Erscheinungen, welche überall zu finden sind, einschließlich des gesamten Universums, hervor. Damit der Mensch die verschiedenen Ebenen der Schöpfung rückwärts bis zum Ursprung durchlaufen kann, muß er Gleichgewicht zwischen Yin und Yang herstellen.

Dieses gilt aber auch für andere Ziele. Beispielsweise gilt es, für die Beseitigung von Hindernissen, welche dem Glück entgegenstehen, ein Gleichgewicht zwischen Yin und Yang zu schaffen. Ist dieses Gleichgewicht erreicht, so herrscht Harmonie.

Eine direkte Wahrnehmung von Yin und Yang ist nicht möglich. Vielmehr definieren sie sich durch Eigenschaften.

Sie treten stets gemeinsam auf, niemals isoliert!

So steht Yin für Schatten, Dunkelheit, Erde, Mond, Ruhe und Yang für Licht, Helligkeit, Himmel, Sonne, Aktivität.

Diese Einteilung in die Zweiwertigkeit nach Yin und Yang erstreckt sich auf das ganze Universum, einschließlich des Menschen. Die polare Zusammengehörigkeit, die jeden Dualismus ausschließt, macht das Yin-Yang-Emblem zum Symbol für die Suche nach Ganzheit.

Yin und Yang bewegen sich stets im Gesetz des Wandels. Am Ende jeden Prozesses steht der Übergang in den anderen. Wenn die Sonne z.B. ihren Zenit erreicht hat, kehrt sie sich der Nacht zu und umgekehrt. Der Mensch entwickelt Kraft und Bewegung und kehrt in Ruhe und Weisheit zurück. Zu erkennen ist, dass nichts statisch ist. Die Welt ist in Bewegung.

Wir durchlaufen eine Gesetzmäßigkeit der Veränderungen. Und hierbei gilt festzustellen, daß es kraftsparender und befriedigender ist, mit diesen Veränderungen zu leben, mit ihnen zu gehen, anstelle sich gegen sie zu sträuben.

Hinter Yin und Yang steht das Qi. Dieses gilt als Inbegriff gespürter Lebenskraft oder fließender Lebensenergie.

Welche Bedeutung haben Yin und Yang für uns?

Auch wir als Gruppe befinden uns stets im Wandel...

Wir entwickeln uns weiter. Neue Ideen und Strömungen werden zu uns getragen. Werden diskutiert, aufgenommen oder verworfen. Strukturen werden aufgespalten. Das Chaos, welches sich wie ein roter Faden durch die Schickeria ziehen läßt, gilt es in Grenzen zu halten. Veränderungen in der Gesellschaft müssen aufgefangen werden. Dessen sind wir uns bewußt. Das Yin-Yang-Emblem stellt für uns unsere Offenheit diesen Veränderungen gegenüber da.

Wir ergänzen uns in unserer Auffassung, jeder kann seine Meinung darlegen, sich einbringen. Die Gruppe als komplexes Bauwerk muß versuchen, sich im Gleichgewicht zu befinden. Nur so können wir Stagnation vermeiden, welche im Endeffekt einmal eine Zerstörung unserer Gemeinschaft nach sich ziehen könnte.

Deswegen steht das Yin-Yang für uns auch für Freundschaft, Zusammenhalt, gemeinsam gemachte Erfahrungen und gemeinsam Erlebtes. Auch hier sind positive wie negative Dinge untrennbar verbunden und niemals voneinander isoliert.

Schließlich sind wir keine anonyme Gesellschaft. Wir kennen uns zum Teil schon seit vielen Jahren. Haben zusammen die verschiedensten schweren Situationen gemeistert, zusammen gejubelt und uns wie Kinder gefreut. Uns furchtbar gestritten und genauso wild zusammen gefeiert. Ob hier in unserer Heimat oder am Ende der Welt. Hieraus ergibt sich auch unsre Kraft, uns entgegengesetzten Kräften zu begegnen.

So war beispielsweise das Sommertheater 2003 und die damit verbundenen Verleumdungen und Hetzkampagnen sicher die schwerste Prüfung, die unserer noch jungen Gruppe gestellt werden konnte. Nicht wenige hatten uns abgeschrieben und hätten keinen Pfifferling mehr auf uns gegeben. Und genau aus diesem Moment heraus, entstand diese einzigartige Energie und die ungeheuerliche Motivation... dieses "So nicht! Nicht mit uns!", "Denen zeigen wir‘s! Wir sind leider zu intelligent für die!", dieses "Jetzt erst recht! Und zwar auf Teufel komm raus... auf der ganzen Linie... Ultrà – und zwar ohne Kompromisse!".

Was daraus geworden ist, wißt ihr heute! Und so war der Punkt unserer größten bisherigen Prüfung, als alle uns am Boden wähnten, gleichzeitig unsere Bewährungsprobe, die ultimative Feuertaufe... der Startschuß für das, was "Ultrà München" heute bedeutet: Freundschaft, Zusammenrücken, Solidarität, Mitgliederboom, Identifikation mit der Gruppe – kurz: die Entwicklung unserer eigenen Mentalität!

Yin & Yang, Schwarz & Weiß, untrennbar verbunden und Harmonie nur durch ein vernünftiges Gleichgewicht:

Dies repräsentiert für uns auch unser "open minded"-sein, unsere antirassistische Einstellung. Schwarz & Weiß (stellvertretend für alle Rassen) existieren auf dieser Welt untrennbar, die Welt wäre anders nicht vorstellbar und die Menschheit nicht mehr dieselbe. Keine Rasse steht über der anderen, keine könnte zufrieden alleine existieren - nur durch Vielfalt, durch "Sich-ergänzen" entsteht Fortschritt. Nur so erreichen wir unsere Ziele! Im Sport, im Beruf, im Leben – überall! Nur durch diese Erkenntnis und die daraus folgende Konsequenz, daß man sich die Hände reichen, für Ziele gemeinsam einstehen, das Gleichgewicht suchen muß, kann man dahin gelangen, einem harmonischen, glücklichen, ja einem lebenswerten Leben nahezukommen.

Yin ohne Yang gibt es nicht, kein Weiß ohne Schwarz: So einfach ist die Welt eben nicht, nicht mal im Fußball, auch wenn es Medien und Vereinsoffizielle gerne so darstellen, pauschalisieren und es sich möglichst einfach machen wollen. Es gibt nicht nur brave, ruhige "Fans" und alle anderen sind "böse" Hooligans, vor allem wenn sie sich erdreisten für ihre Interessen zu kämpfen. Unsere Stimmung, Aktionen, Choreographien bekommt man nicht isoliert – untrennbar damit verbunden sind unsere Meinung, unser Stolz, unsere Einstellungen und Prinzipien. Es gibt nur beide Seiten unserer Medaille.

Genauso wenig gibt es in unserer Kurve nur Ultras oder nur Normalos. Nein, es gibt sie beide und so wird es auch immer sein. Und eine funktionierende, eine gute Kurve bekommt man nur, wenn man auch hier den Ausgleich sucht und zumindest größtenteils eine Harmonie schafft, von der die Kurve als Ganzes profitiert. Ein geschlossenes, lautstarkes, bewundernswertes Bild gibt man nur ab, wenn alle zusammenhalten, wenn alle mitziehen, mitsingen, sich zeigen. Um dieses Bild, welches wir uns alle so wünschen zu erreichen, benötigen wir Ultras immer auch die Normalos in unserer Kurve – ohne deren Einstimmen in unsere Gesänge fehlt es uns an Lautstärke, ohne deren Verstehen unserer Probleme und deren Zuspruch und Solidarität fehlt es uns an Durchsetzungsfähigkeit was unsere Interessen betrifft. Umgekehrt verhält es sich ganz genauso: Ohne uns Ultras ist die Kurve führungslos, fehlt den normalen Fans der Antrieb. Ohne uns als Initiatoren entsteht keine Atmosphäre bei der sie mitmachen, an der sie teilhaben können. Ohne uns ist kein Leben in der Kurve, fehlt der Motor, das Herz! Ohne uns kann die Kurve nicht existieren, ja wäre sie tot – richtig fett werden können wir aber nur über das Erziehen der normalen Fans in unserem Sinne und dies bedeutet auch ein Zugehen auf diese. Für ein vernünftiges Gleichgewicht!

Auch wenn wir als Bayernfans, dem Klischee nach vielleicht nicht das beste Beispiel dafür sind, wissen wir sehr wohl, daß auch im Sport selbst Yin und Yang Gültigkeit haben. Es gibt nicht nur Erfolge zu feiern, sondern es gilt auch Niederlagen wegzustecken. Im Gegensatz zum reinen Erfolgsfan, ist uns dieses bewußt! Wir wissen, daß zu einer jeden richtigen Fankarriere nicht nur Highlights, Titel und Triumphe gehören, sondern auch bittere Niederlagen in großen Schlachten und Demütigungen auf irgendwelchen Äckern. Ohne die schweren Momente, wären die guten nichts Besonderes mehr und damit entwertet. Ein Erfolgsfan wird sie nie fühlen können! Es gibt eben auch die "Magic Moments" nicht isoliert... In guten wie in schlechten Zeiten dabei und vor allem für einander da sein – das ist Ultra‘!

Und schließlich zeigt sich im Yin-Yang unsere Persönlichkeit als Ultrà

So wie wir die Mannschaft anfeuern, Choreographien vorbereiten, die Trommeln schlagen, Fahnen schwenken, also den Verein unterstützen - genauso kann es passieren, daß wir mal über die Stränge schlagen.

Daß wir uns nicht alles gefallen lassen, nicht dem Verein nach dem Mund reden, daß wir rebellisch sind, uns verteidigen. Wir sind kein Instrument, lassen uns nicht benutzen. Wir haben unsere eigene Meinung, einen eigenen Drang, Taten zu vollbringen; brauchen keinen Vormund.

Wir sind nicht die "guten" Ultras, brav und intelligent, die immer und überall vernünftig sind und sich wie Pädagogen verhalten. Wir sind Ultras, Punkt und aus! Wir haben auch unsere Macken und dazu stehen wir!

Wir wollen aber diesen Schleier der Scheinheiligkeit, der uns umhüllt, endlich in Stücke reißen, weil wir es ganz einfach satt haben, daß es immer die anderen sind, die über uns reden. Wir wollen, daß wir unsere Probleme in den Kurven selbst in die Hand nehmen, wir wollen, daß die Jungen endlich wieder Eigeninitiative ergreifen, wir wollen zeigen, daß wir Ultras mit Rassismus nichts am Hut haben und wir sind uns sicher, daß dies ein Weg ist, den wir gemeinsam gehen müssen, ein unvermeidlicher Eingriff ins Gewissen, ohne den wir in unserer eigenen, selbstgeschaffenen Welt, unserer eigenen Kultur niemals wirklich mitreden werden und unsere Ideen niemals verwirklichen können.

Wir sind weder nur Yin, noch nur Yang. Wir sind weder weiß noch schwarz. Wir sind weder gut noch böse. Wir sind alles... mia san mia!

ULTRA` MÜNCHEN – REIN INS KAOS, RAUS AUS DEM KAOS!!!