Offener Brief an Giovane Elber

Lieber Giovane!

Schauen wir uns zunächst mal die Zahlen an: 169 Spiele hast Du im Trikot unseres vergötterten Vereins bestritten, dabei 92 Tore geschossen. Du bist mit dem FC Bayern viermal Deutscher Meister und viermal DFB-Pokalsieger geworden sowie vor allem Europapokalsieger und Weltpokalsieger! In der Saison 2002/2003 wurdest Du Torschützenkönig der Bundesliga im Trikot des FC Bayern! Eindrucksvolle Zahlen, wirklich!

Doch sie sprechen nur die halbe Wahrheit. Denn diese Zahlen allein können nicht ausdrücken, wie viel Du bewegt hast, wie sehr Deine sympathische, humorvolle und auch leidenschaftliche Art in der Zeit, in der Du für den FC Bayern gestürmt bist, Dich zu einem der außergewöhnlichsten Spieler gemacht hat, nicht nur in sportlicher Hinsicht sondern auch im Hinblick auf deine persönliche, menschliche Art! Dass Dir aus der Bayernkurve selbst zugejubelt wurde, als Du im Trikot von Olympique Lyon als sportlicher Rivale auf dem Feld standest, sagt schon einiges aus!

Wir, die Schickeria München, die als feste Gruppe zwar erst gegen Ende Deiner Zeit bei Bayern entstand, deren Mitglieder Dir aber schon lange zuvor zujubelten und mit Dir mitfieberten, wären gerne zu Deinem Abschiedsspiel gekommen um Deine Leistungen aber auch Deine persönliche Art zu würdigen. Um so schlimmer traf uns die Nachricht, welche Begegnung als Dein Abschiedsspiel gewählt wurde! FC Bayern – TSV 1860!
Wie kann man nur diesen Fast-Regionalligisten für ein solches Spiel wählen? Der VfB Stuttgart, für den Du lange gespielt hast, hätte sich für solch ein Spiel doch wohl gewinnen lassen können, oder eine Auswahlmannschaft, von Dir zusammengestellt! Für uns ist die Wahl des Gegners unbegreiflich, auch wenn wir die Gründe dahinter vermuten.
Die Vereinsführung des FC Bayern lässt nahezu keine Gelegenheit aus, dem aus Fansicht ungeliebten Stadtrivalen sowohl positive Aufmerksamkeit als auch finanzielle Mittel zukommen zu lassen. Der grösste Rivale als Spendenobjekt! Die Vermutung liegt für uns nahe, dass auch dieses Spiel dazu genutzt wird, um die Blauen finanziell zu bezuschussen. Für uns ein untragbarer Zustand! Nicht nur, dass wir uns das Stadion mit dem Rivalen teilen müssen – mittlerweile unterstützt man diese graue Maus der zweiten Liga auch noch finanziell! All die Rivalität, all die Derbys in den hart gekämpft wurde – alles vergessen?

Wir würden Dich gerne gebührend verabschieden – aber nicht bei einer solchen Veranstaltung, bei der Dein Abschied wohl nur als Vorwand dient für Zahlungen, und bei der man gemeinsam mit dem Rivalen ein Fest der Verbrüderung feiern soll. Es tut uns leid, wir hoffen du verstehst unsere Gründe warum wir diesem Spiel fernbleiben werden, auch wenn wir als Ultragruppe des FC Bayern nicht verstehen, warum ausgerechnet gegen diesen anderen, fast schon in der Versenkung verschwundenen Verein Dein Abschiedsspiel stattfinden wird!

Mit freundschaftlichen, fanatischen und rot-weißen Grüssen,
Deine Schickeria München