Am 20.05.08 hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die neuen Rahmenbedingungen der Spieltagsansetzungen ab der Saison 2009/2010 vorgestellt. Die Planungen sehen eine weitere Zerstückelung der Spieltage vor und zwar in einem Ausmaß, das die aktuell bereits unzufriedenstellende Terminierung bei Weitem übertrifft.
Unter dem Vorwand sich an die internationalen Rahmenbedingungen anzupassen, schafft die DFL englische Verhältnisse im deutschen Fußball und hält sich damit erneut nicht an Zusagen, die im Zusammenhang mit dem DFB-Fankongress in Leipzig (Sommer 2007) gemacht wurden. Holger Hieronymus, Vorstandsmitglied der DFL, hatte Fanvertretern zugesichert, die Tradition der Anstoßzeiten im deutschen Fußball zu erhalten. Die eigentliche Tradition Samstag 15:30 Uhr wurde jedoch schon vor zig Jahren gebrochen.
Im Einzelnen sieht die geplante Spieltagsreform wie folgt aus:
1. Bundesliga
- Freitagabendspiel in der Bundesliga um 20:30 Uhr.
- Samstag fünf Spiele zur gewohnten zeit um 15:30 Uhr.
- Acht mal pro Saison und maximal einmal pro Monat wird das Freitagspiel auf den Samstagabend verlegt und dann als Spiel des Monats angeboten.
- Am Sonntag zunächst um 14:45 Uhr zwei Begegnungen, die dritte um 17:00 Uhr und optional bis zu acht Mal pro Saison um 20:30 Uhr.
2. Bundeliga
- Vier Sonntagsspiele um 12:30 Uhr.
- Am Samstag findet neuerdings um 13:00 Uhr ein Spiel statt.
- Am Freitag wie gewohnt um 18:00 Uhr drei Partien.
- Wird allerdings das Freitagsspiel der Bundesliga auf Samstag 20:30 Uhr verlegt, findet ein Spiel um 20:30 Uhr statt.
- Das Montagsspiel um 20:30 Uhr bleibt.
Vor allem die Fans der 2.-Liga-Vereine trifft das neue Vermarktungsszenario enorm. Vor allem die Mittagsansetzungen sind ein Skandal! Die 2. Bundesliga wird zu einem umherschiebbaren Anhang der Bundesliga und die Fans zu nützlichen Idioten degradiert. Die ohnehin schon immensen Probleme der Stadionzuschauer werden massiv verschärft:
Den auswärts wohnenden Heimfans sowie den Auswärtsfans wird zukünftig eine zeitgerechte Anreise enorm erschwert - bis hin zur faktischen Umöglichkeit, ein Spiel mit An- und Abreise an einem Tag zu bewerkstelligen. Gerade finanzschwachen Fans, die die Fahrt zu einem Spiel bisher kostengünstig mit einem Schönes Wochenende-Ticket der Deutschen Bahn bewerkstelligen konnten, werden zukünftig oft keine Möglichkeit mehr haben, pünktlich zum Spiel anzureisen.
Mit der mittäglichen Anstoßzeit wird ebenso massiv in das Leben von Millionen Fußballfans eingegriffen (übrigens auch der vor dem TV). Einen bislang noch halbwegs familien- und kinderfreundlich gestaltbaren Sonntag (vom Kirchgang über einen Ausflug vor dem Spiel bis hin zum gemeinsamen Familien-Mittagessen) wird so völlig unmöglich gemacht.
Zudem wird jener großen Gruppe vor den Kopf gestoßen, welche am Sonntag morgen entweder selbst aktiv Fußball spielt oder welche zu diesem Zeitpunkt ein Spiel eines Amateurvereins besuchen will. Diese Gruppe wird nun entweder auf den vorherigen Besuch des kleinen Fußballs verzichten oder als Konsument des Profifußballs verloren gehen, sei es im Stadion oder vor dem Fernseher. Fans des Amateurfußballs und sogar die Spieler dieser Klassen müssen sich nun zwischen TV-Konsum/Spielbesuch im Stadion des Profifußballs und dem aktiven Unterstützen bzw. Praktizieren ihres Sports entscheiden. Dies ist ein Schlag vor den Kopf für alle aktiven Mitglieder des Deutschen Fußball-Bundes.
Auch die Planungssicherheit der Busse für sämtliche Fanclubs wird durch die teils kurzfristigen Spieltagsansetzungen erschwert.
Nun mag man sich als Fan eines 1.-Liga-Vereins denken: Was betrifft mich das Ganze, für uns halten sich die Neuerungen doch in Grenzen?! DOCH: FALSCH GEDACHT!
Die Entwicklung der Anstoßzeiten der letzten Jahren zeigt, dass so wenig wie möglich zeitgleich stattfindende Spiele angestrebt werden. Fußball soll scheinbar nur noch für das Fernsehen gespielt werden. In nicht genau absehbarer Zeit wird dies auch die 1. Bundesliga treffen.
Durch die Zentralvermarktung werden auch die Zuschauer zu Hause vor den Kopf gestoßen. Die Spieltagszusammenfassung im Free-TV soll jenseits der 20 Uhr-Grenze in Richtung 22 Uhr gedrängt werden. Das Pay-TV wird von der DFL klar bevorzugt, kann doch hier das meiste Geld eingenommen werden.
Wie lange die Entscheidung des Bundeskartellamts, vor allem im Hinblick auf das Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft, standhält bleibt abzuwarten.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen wir aktive Fußballfans an einem Strang ziehen, schließlich betrifft das Thema jeden Fußballfan! Bundesweite Protest-Aktionen sind geplant und werden in den kommenden Wochen folgen. Natürlich werden wir bzw. ProFans München sich an den Aktionen beteiligen. Über den geplanten Ablauf werden wir im SKB zum Heimspiel gegen Hertha informieren.
Bis dahin möchten wir euch alle bitten folgende Petition der 'Sozialromantiker Initiative' zu unterschreiben:
www.sozialromantiker-stpauli.de
GEGEN DIE ZERSTÖRUNG DES KULTURGUTS FUSSBALL! FÜR DEN ERHALT DER FANKULTUR!
Weitere Informationen zum Thema erhaltet ihr auf folgende Seiten: