Soll SO ein Heimspiel aussehen?
Dass in der Südkurve etwas nicht in Ordnung ist, dürfte jedem aufgefallen sein, der im Stadion war und auch in der Live-Übertragung wurde verkündet, die "Hardcore-Fans" aus der Südkurve seien nicht auf ihrem angestammten Platz und die Gästefans aus Hamburg hätten die "Stimmhoheit". Zusammen mit einigen hundert anderen Fans aus verschiedenen Fanclubs und Fangruppen sind wir beim Spiel gegen den HSV am Samstag nicht wie sonst üblich in die Südkurve gegangen sondern hinter dieser im Umlauf des Stadions geblieben bzw. hinter die Haupttribüne gezogen, um unserer Stimme bei den Adressaten unserer Beschwerden Gehör zu verschaffen. Da dies schnell eine enorme Aufmerksamkeit erregt hat, wollen wir uns kurz zu den Gründen äußern, auch wenn wir den Vorstand zu einem Gespräch bewegen konnten und von diesem alles Weitere abhängig machen.
Konflikte mit dem Vorstand des Vereins ziehen sich nicht nur für uns, sondern für alle aktiven Bayernfans wie ein roter Faden durch die letzten Jahre und erzeugen bzw. bestätigen bei den aktiven Fans des FC Bayern immer wieder das Gefühl, der Verein habe kein Verständnis für ihr Anliegen und sehe auch keinerlei Notwendigkeit dafür, ein solches glaubwürdig und v.a. nachhaltig(!) zu entwickeln. Dadurch bekommen diese immer wieder demonstriert, für wie "wichtig" von der Vereinsführung die Meinung gerade der treuesten Anhänger, die dem Verein überall hin folgen und zu großen Teilen das ausmachen was im "modernen Fussball" noch von "Vereinsleben" übrig ist, gehalten wird und welchen Stellenwert sie ihr zuzubilligen bereit sind. Dieses Anliegen ist im Wesentlichen in der Südkurve mit Fahnen, Trommeln und Megaphon unsere Mannschaft möglichst koordiniert und lautstark anzufeuern und mit spektakulären Choreographien zu beeindrucken. So, wie es in Stadien auf der ganzen Welt üblich ist. Gerade was die Umsetzung dieses Anliegens angeht, sehen sich die aktiven Fans in der Kurve aber immer wieder Problemen, Einschränkungen, Bürokratie, Verboten und jede Kreativität und Spontanität unterbindenden Reglementierungen ausgesetzt. Eine Kurve muss ein Freiraum sein, denn nur in diesem kann - ähnlich wie in der Kunst - eine autonome, selbstgestaltete Präsentation der Kurve gelingen. Wir leben nicht mehr in den 80ern, wo man Fans noch behandeln konnte wie unmündige minderbemittelte Volldeppen. Die Fans begreifen sich als "freischaffende Künstler", die im Wettbewerb mit den anderen Kurven des Landes stehen. Am Samstag waren sie mit einer Situation konfrontiert, die das Fass zum Überlaufen brachte. Nicht nur bei uns, den "sogenannten Problemfans", sondern bei unzähligen anderen engagierten Fans ebenfalls. Vor dem mittleren Südkurven-Block, dem Stehplatz-Heimblock, der aufgrund unzähliger Regulationen und Einschränkungen und seiner "Größe" eher wie ein Gästeblock denn eine HeimKURVE wirkt, war nach der Schikane im Vorfeld des Pokalspiels gegen Schalke zum wiederholten Male eine zusätzliche Kontrolle mit Absperrgittern aufgebaut, die eine Sonderbehandlung gerade und ausschließlich der aktivsten Fans darstellte. Zusätzlich war ein enormes Polizeiaufgebot aufgefahren, das offensichtlich auf eine Eskalation der Situation spekulierte. Eine Eskalation die nur durch die Besonnenheit und Selbstregulation der Fans verhindert wurde. Diese Situation empfanden alle als nicht tragbar. Ein weiterer Mosaik-Stein in der Art und Weise, wie die treusten Fans in München behandelt werden, stellt die Tatsache dar, dass das Südkurvenbladdl, unsere Heimspielzeitung die in kleiner Auflage seit über zehn Jahren in der Südkurve gelesen wird, erst nach intensiven Verhandlungen verteilt werden konnte. Auch das Thema "kritische Äußerungen" bzw. "freie Meinungsäußerung" sorgen nicht erst seit der Causa Neuer für Spannungen zwischen Vorstand und Fans.
Angesichts dieser Situation war am Samstag nicht mehr an "Normalbetrieb" zu denken. Wir wünschen uns sehnlichst möglichst schnell zu diesem zurückkehren zu können. Dazu gehört aber, dass der Vereinsvorstand endlich auf die Stimmen aus dem Herzen der Südkurve hört und eine Situation schafft, in der denjenigen keine Steine mehr in den Weg gelegt werden, die Alles geben, dass die Südkurve zu einer lautstarken und farbenfrohen FanKURVE wird.
Abschließend hier noch der Hinweis auf einen sehr lesenswerten Artikel aus der Süddeutschen Zeitung