Fast schon haben wir uns daran gewöhnt, wenn die Herren von der Polizei bei jeder Gelegenheit rund um Fußballspiele mit unzähligen Kameras auf uns Fans drauf halten. Staatliche Totalkontrolle, der kein Gesicht und keine Handlung entgehen darf. Auch wenn es durchaus nervig ist, bleiben die Handlungsspielräume hier beschränkt. Gegen einen fast ebenso gefährlich und eigentlich noch nervigeren Trend können wir aber durchaus was machen: auch aus den Reihen der Fans wird inzwischen während des Spiels mit unzähligen Kameras und Handys auf die Fanblöcke gehalten. Nicht so schlimm, werdet ihr vielleicht denken, denn schließlich sind diese Bilder nicht dafür bestimmt, die Fanblöcke auszuspionieren, sondern sollen die Ereignisse im Fanblock festhalten. Schließlich kann man damit nach dem Spiel den Kumpels in der Disko zeigen, wie "ultra" man am Samstagnachmittag mal wieder war. Dürfte ja eigentlich niemanden stören.
Dieser Trend, der mit den neuen Fotohandys seinen Durchbruch fand, birgt aber einige Gefahren, die absolut unnötig sind. Erstens bleiben die Bilder oder Videos, die meist auch noch als Nahaufnahmen die Gesichter der Leute im Fanblock zeigen, nicht im "kleinen Kreis" der Kumpels. In der schönen neuen Welt des Internets muss jeder Hirsel seine Fotos und neuerdings auch Filme im Web platzieren und dort sind sie nicht nur den Herren von der Polizei zugänglich, sondern auch Fans anderer Vereine. Fotohandys und Kameras werden übrigens auch gerne mal bei Kontrollen durchgeschaut.
Noch gewichtiger sollte aber sein, dass derjenige, der mit seiner Kamera "die Stimmung in der Kurve einfangen will", sich der Natur der Sache nach nicht an selbiger beteiligen kann. Wenn, was schon vorgekommen sein soll, die Hälfte des Blocks die Stimmung festhalten will, tut sich der Rest natürlich deutlich schwerer, selbige alleine zu fabrizieren. Ganz davon abgesehen, dass er sich auch ziemlich dämlich vorkommt, den Clown für die Hobbyfilmemacher zu spielen.
Was können wir also tun?
Natürlich sollte sich jeder, der sich von diesen Zeilen angesprochen fühlt, einfach mal die Kamera in der Tasche lassen. Ich will hier niemandem zu nahe treten. Natürlich kann man den meisten Leuten unterstellen, dass sie sich der Probleme nicht bewusst waren und sich nichts Böses dabei gedacht haben. Wenn ich Euch zum Nachdenken angeregt habe, habe ich schon erreicht, was ich wollte.
Wer keinen Bock hat, dass sein Gesicht irgendwo in den Weiten des Internets auftaucht, sollte einfach mal den nächsten "Kameramann" höflich aber bestimmt darauf hinweisen und ihn bitten, doch mitzusingen, statt die Stimmung der anderen zu konsumieren.
Fotos werdet ihr trotzdem noch finden, nämlich auf den Seiten der Leute, die das schon Jahre machen oder bei den Fanorganisationen, die diese zu günstigen Preisen zum Verkauf anbieten. Damit unterstützt ihr sogar noch die Aktionen. Eine Fankurve braucht keine 100 Fotografen sondern nur eine Hand voll. Vielmehr brauchen wir noch mehr Leute, die sich an der Stimmung beteiligen. Und davon brauchen wir momentan noch viel mehr….