Stildiskussion

"den Italo-Style kopieren" oder "Münchner Linie"?

zwischen "Ultrà-Allerlei" und dem "Ursprung als Vorbild" und "Idealen als Leitmotiv"

Ultrà-Deutschland versinkt im Einheitsbrei. Einen eigenen Stil haben die meisten Ultras XY nicht, stattdessen wird fleißig geklaut und abgeschaut. Was die eine Gruppe am Samstag macht, hat die nächste gleich die Woche drauf kopiert. Und dank dem WWW geht das ganze immer schneller. Viele Kurven wären, tauscht man die Farben aus, ganz leicht auch einem anderen Verein zu zuordnen. Wir haben schon früh den Anspruch formuliert, unseren eigenen, unverwechselbaren Stil zu entwickeln. Wir wollen unverwechselbar sein. Das führt uns zu der Frage, was ein eigener Stil überhaupt ist? Für uns ist Stil ein geschlossenes, in sich stimmiges Konzept, wie die Gruppe nach außen auftritt und dabei Widersprüche vermeidet. Ein roter Faden, der sich durch alle Bereiche der Gruppe zieht. Das betrifft neben Symbolik, Liedgut oder Choreos auch Auftreten der Gruppe und vieles mehr. Haben wir dieses Ziel erreicht? Sicherlich haben wir schon einige Akzente gesetzt, die unverwechselbar sind. Ein Ziel wird man in dieser Frage aber nie erreichen. Für uns ist die ständige Weiterentwicklung das Ziel und dem würde Stillstand widersprechen. Wir sehen es für die Verwirklichung eines eigenen Stils als essentiell an, diese Weiterentwicklung aus der eigenen Kreativität heraus zu begehen. Oft werden wir mit dem Vorwurf konfrontiert, unseren Stil aus Italien zu kopieren. Wir halten es für wichtig, bei der Suche nach einem eigenen Stil mit offenen Augen durch die Welt zu laufen. Soll heißen, natürlich schauen wir nach Italien, die haben die Sache schließlich erfunden und ein paar Jahrzehnte Vorsprung. Natürlich bedient man sich Vorbilder und Ideale, allerdings nicht, ohne diese zu hinterfragen und seiner eigenen Situation entsprechend weiter zu entwickeln. Die Beschäftigung damit, das Aufgreifen, Weiterentwickeln und Verwerfen von Elementen gehört für uns zu unserem Weg zu unserem eigenen Stil. Und dies geschieht nicht, wie vielleicht einige vermuten, nach einem geheimen Masterplan, sondern nach den individuellen Vorlieben derjenigen Mitglieder, die sich jeweils aktiv einbringen. Wichtig ist uns wie gesagt der rote Faden und die Authenzität, das aus der Gruppe heraus Entstehen dieser Mischung.

Lieder

Zu diesem Thema existiert bereits ein sehr guter Text, auf den ich an dieser Stelle verweisen möchte. Deswegen an dieser Stelle nur ein paar kurze Anregungen. Als grundlegend sehen wir bei diesem Thema an, dass die Leute begreifen, dass Singen in der Kurve keine Verpflichtung im Sinne eines Jobs o.ä. ist, sondern Spaß machen kann und soll. Erst wenn jeder am Singen Spaß hat und sich in die Lieder sprichwörtlich hineinsteigert, zu ihnen abgeht, wird unsere Kurve richtig gut und laut. Wir wollen in Zukunft versuchen, unsere Lieder wesentlich langsamer zu singen und nicht zu jedem Lied zu klatschen. Sowohl zu schnelles Singen als auch zwanghaftes Klatschen machen viele unserer Lieder kaputt. Sicher gibt es auch Lieder, zu denen geklatscht werden muss, aber nicht bei jedem. Wenn zu melodischen Liedern geklatscht wird, werden die Leute automatisch leiser und klatschen nur noch. Für den Takt reichen die Trommeln völlig aus. Ein weiteres Problem ist, dass bei bestimmten Liedern, zu denen gehüpft werden soll, viele gleich zu Pogo oder eher Pseudo-Pogo übergehen und darüber das Singen vergessen. Nichts gegen einen ordentlichen Pogo, aber bei jedem Hüpflied gleich den Nebenmann anrempeln zu müssen ist unnötig und macht die Lieder kaputt. Bitte lieber SINGEN und HÜPFEN! Es hat sich weiterhin gezeigt, dass Lieder mit Text sowohl besser ankommen als auch besser gesungen werden. Deswegen wollen wir in Zukunft mehr texten und auch Liedtexte im Südkurvenbladdl veröffentlichen.

Auch an eigenen Klatschrhythmen wollen wir arbeiten und diese gemeinsam einstudieren.

Material ...

… wie Doppelhalter und Fahnen sind für uns nicht nur "optische Hilfsmittel" sondern Symbole unserer Gruppe und Kurve. Dementsprechend sollten sie auch behandelt werden und jeder sollte darauf achten. Wir haben uns dazu entschieden, mehr Wert auf Fahnen zu legen, die ständig in Bewegung Lebendigkeit und Emotionen transportieren und die Stimmung tragen können. Unsere mittelgroßen Fahnen in rot, weiß und weinrot sind inzwischen zu einem für uns typischen Erkennungszeichen geworden. Trotzdem haben wir nicht ganz auf Doppelhalter verzichtet, legen hier aber mehr wert auf Qualität als auf Quantität und auf klare Aussagen. Deswegen verwenden wir zum einen Doppelhalter mit Texten mit für uns aussagekräftigen Sprüchen und Slogans und auch Doppelhalter mit für uns aussagekräftiger Symbolik. Der Bezug zu uns ist uns hier besonders wichtig, wir brauchen keine sinnlosen Figuren oder andere Motive, die keine Verbindung zu uns haben. Was die Ausführung angeht haben wir für uns einen gesunden Mittelweg zwischen einfach nur dahin geklatscht und total overstylt gefunden. Sowohl einfach und schlicht gehalten, als auch ein gewisser Style und Coolness. Unser individueller Weg, keine sterile Perfektion die nach Massenproduktion ausschaut. Für die derzeitige Größe der Gruppe halten wir unser Material für ausreichend.

Lebendige Kurve

Zu einer lebendigen gehört neben ständig gesungenen Liedern auch ständige Bewegung auch während des Spiels. Nicht nur mit Fahnen oder Doppelhaltern, sondern auch mit Choreographien mit Händen und beispielsweise Fanschals. Die ganze Kurve, die zu bestimmten Liedern und Rhythmen geschlossen mit den Händen über den Köpfen klatscht, die Hände synchron in eine Richtung bewegt, einfache aber geniale Schalparaden oder mit den Schals andere Aktionen durchführt… an all dem wollen wir in Zukunft wieder mehr arbeiten. Bringt Eure Schals mit (Basic!), bringt Fahnen mit, bringt Konfetti und Kassenrollen mit!

(Kurven-)Choreographien…

…werden unserer Meinung nach in Deutschland überbewertet. Gegen gute Choreographien, mit einer kreativen Idee und Aussage dahinter, zu einigen wichtigen Spielen (Klasse statt Masse!) ist nichts einzuwenden. Wir wollen aber keine Choreographien um des Choreographie- Machens wegen, ohne Idee und Aussage, die Spieltag auf Spieltag aufeinander folgen. Besonders nicht, wenn sie die Verhältnisse in der Kurve überspielen sollen, wenn aus der Kurve außer der Choreographie nichts mehr kommt. Für uns ist an einer Choreographie grundlegend, dass sie als Geschenk der Kurve an die Mannschaft und den Verein begriffen wird. Deswegen sollte keine Zensur seitens des Vereins auf die Inhalte ausgeübt werden und die Mittel für die Choreographie von den Fans selbst aufgebracht werden. Als Aktion der Kurve sollte sich eine Choreographie auch auf deren Bereich, also nur die Kurve, beschränken. Besagte Idee oder Aussage kann natürlich auch recht schlicht und simpel sein, solange die Aussage stimmt. Deswegen halten wir unsere Choreographien eher schlicht in rot und weiss und bedienen uns dabei klassischer Elemente. Die Aussage dahinter ist die Einigkeit der Kurve und ihre Opferbereitschaft für unsere Farben zu unterstreichen.

Für kleinere kreative Aktionen im Bereich unserer Gruppe gilt, dass für uns Aussage und Aufwand verhältnismäßig sein sollen. Soll heißen: so groß wie nötig (aber nicht größer) und so kreativ wie möglich.

Holt euch das Spiel zurück…

Uns wird immer mehr Raum rund um das Fußballspiel genommen. Während wir während des Spiels noch zur Unterhaltung beitragen dürfen, wird die Zeit vor dem Spiel und in der Halbzeit von Sponsoren für ihre Werbung in Beschlag genommen. Wir wollen versuchen, uns diesen Raum zurück zu holen. Lasst uns vor dem Spiel und in der Halbzeit zusammenstehen und unseren Verein, unsere Stadt und uns zelebrieren.