1. ALERTA! Turnier 2009

Liège! So lautete die Antwort auf die Frage aus dem Vorjahr, wer St. Pauli als Ausrichter des Antira-Turniers folgen wird. So machten sich den Freitag mehrere Autobesatzungen auf dem Weg Richtung Amay, denn das Turnier fand nicht direkt in Lüttich, sondern knapp 40 km weiter westlich statt. Die erste Autobesatzung erreicht zur Mittagszeit das Turniergelände, welches aus 3 Spielfeldern (zwei davon mit einer überdachten Sitzplatztribüne) und einem riesengroßen Parkplatz bestand. Auf dem Parkplatz war auch schon das große Zelt für die Konzerte am Freitag und Samstag Abend aufgebaut. Nun ja, erst mal Sachen raus aus dem Auto und die ersten Bekannten aus Lüttich und Hamburg begrüßt, suchten wir uns einen Platz für unsere Zelte. Als der Aufbau erledigt war, wurde noch kurz etwas der Ort erkundet ehe es wieder zum Turniergelände ging wo nach und nach die weiteren Schickeria Leute wie auch die anderen Teilnehmer aus der ganzen Welt eintrafen. Neben den verschiedenen Gruppen u.a. aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und Belgien, waren auch wieder Ultras von Hapoel Tel Aviv mit von der Partie, ebenso wie Fans aus Nikosia und von AEK Athen. Den Freitag Abend verbrachten wir vor allem mit Bekannte begrüßen, Zelte aufbauen und natürlich den ersten Konzerten. Am ersten Abend war wohl überwiegend französischer HipHop angesagt, zumindest das was ich von den Konzerten gehört hab. Da es bei so einem Turnier natürlich immer unterschiedliche Musikgeschmäcker gibt, begann schon während der Konzerte am Turniergelände der gemütliche Teil des Abends und bei dem ein oder anderen Jupiler oder Kriek kam man mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch. Manche Gespräche dürften die Nacht überdauert haben, so dass man direkt mit dem Fußballturnier beginnen konnte.

Hochmotiviert ging es in die erste Begegnung gegen den Fanladen Sankt Pauli. Aufgrund der Vielzahl an Spielern konnten die partybedingten Ausfälle kompensiert werden und unsere Mannschaft startete mit einem knappen aber verdienten 1:0 Sieg ins Turnier. Auch im nächsten Spiel gegen ein Mixed-Team zeigte die Abwehr, dass sie es besser können als unsere Profis, und so wurde wieder die Null gehalten. Aber trotz der durchgehenden Unterstützung von den Rängen schafften es die Stürmer nicht, den Ball im Tor des Gegners unterzubringen, so dass das Spiel folgerichtig 0:0 endete. Im nun folgenden dritten Spiel wartete die Mannschaft von Ultrà Sankt Pauli auf unser Team. Und angetrieben von einer fanatischen, brennenden Kurve ging man in Führung. Da diese bis zum Ende bestand hielt, ging es mit einem Sieg in die Fußballpause. Während dieser gab es auf dem Gelände von zwei Personen einen Vortrag über ihre Reise nach Osteuropa, welche den Turnierteilnehmern ihre Impressionen schilderten.

Anschließend folgte das letzte Vorrundenspiel gegen Herri Norte und mit einem 0:0 erreichten wir als Gruppenzweiter das Achtelfinale, wo uns als Gegner am nächsten Morgen die Rude Lions aus Kopenhagen erwarteten. Damit war für Samstag der sportliche Teil beendet und ehe es mit den Konzerten weiterging fand noch ein ALERTA!-Meeting statt. Das Konzertprogramm war an diesem Abend eher Richtung Ska und Oi ausgerichtet und den Abschluss und auch das Highlight des Abends bildeten die Los Fastidios, welche ihre bekannten Lieder zum Besten gaben und natürlich durfte bei einem antirassistischen Fußballturnier auch das allseits bekannte „Antifa Hooligans“ nicht fehlen. Nach dem Konzert ging es im Konzertzelt mit verschiedenen DJs weiter. Wer darauf keine Lust mehr hatte, legte sich entweder schlafen oder ließ den Abend locker ausklingen. Schließlich standen am nächsten Tag noch die weiteren Spiele an.

Sonntag Vormittag ging es also weiter mit dem Turnier. Unsere zu Null Serie vom Vortag riss leider ziemlich schnell und damit war im Achtelfinale bereits Schluss und wir spielten in der Verliererrunde um die Plätze 9-16. Aufgrund des Testspiels in Sittard stellten wir die restlichen Spiele allerdings nur noch ein Rumpfteam, welches den Gegnern nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte und nach zwei Niederlagen und einem Sieg am grünen Tisch letztendlich Platz 15 erreichte. Verglichen mit der Leistung im Vorjahr allerdings ein großer Schritt nach vorne. Noch einmal so ein Sprung und wir gewinnen nächstes Jahr den Cup! Dieser ging übrigens dieses Jahr an die Gastgeber von Ultras Inferno, welche im Finale die Green Brigade von Celtic Glasgow mit 2:1 besiegten.

Nach der anschließenden Siegerehrung hieß es von vielen Leuten Abschied nehmen, allerdings nutzten doch noch einige Leute den Feiertag am Montag und verbrachten den Abend in Belgien. Dass an diesem Abend noch eins der Highlights folgen sollte, dürften wohl die wenigsten in diesem Moment geahnt haben. Aus der Stadt hörte man auf dem Turniergelände schon Musik ohne allerdings zu wissen, was da eigentlich vor sich ging. Dies brachte man allerdings innerhalb kürzerster Zeit in Erfahrung: knapp 5 Minuten vom Gelände entfernt feierte vor einer Kneipe eine Person ihren Geburtstag (oder die Kneipe feierte ihren eigenen Geburtstag, so genau wissen wir es auch nicht, aber tut auch nichts zur Sache); dabei legten zwei Jungs im Alter von 18-19 Jahren auf. Tja, dass die Party dann allerdings von den Turnierteilnehmern übernommen wird, dürfte keiner der Beteiligten gewusst haben. So kam es dann, dass zu fortgeschrittener Stunde etliche Fußballfans vor der Kneipe zu cooler Musik tanzten und das Unglaubliche daran: es schien niemand zu stören. Und das obwohl die Kneipe zwischen lauter Wohnhäusern stand, also genug Leute die sich beschweren hätten können. Diese schauten dem regen Treiben unter ihren Fenstern lieber vom Balkon aus zu anstatt die Polizei zu rufen und so gab es eine spontane Party mitten in Amay. Als die Party eine Stunde nach Mitternacht doch aufgelöst wurde, ging es zurück zum Turniergelände, wo sich die Wege trennten. Entweder Bar oder Zelt, was nach drei Tagen halt noch möglich war. Da aber bei allen die Reserven ziemlich aufgebraucht waren, ging es in dieser Nacht nicht wirklich lange und so traf man sich erst am Montag frühmorgens wieder. Anders als Freitag hieß es nun Zelte abbauen, sich verabschieden und den Ort des Geschehens mit einem weinenden Auge zu verlassen. Wieder einmal unvergessliche Tage mit einem Haufen cooler Leute und einem großartigen Gastgeber.

MERCI BEAUCOUP AUX ULTRAS INFERNO!