Alerta!-Turnier 2011

  1. bis 05. Juni - Venedig

Schickeria München

Kaum war die Saison vorbei, stand auch schon das alljährliche Alerta!-Turnier an, dieses Jahr ausgerichtet von Gate 22 Veneziamestre. Diese veranstalteten das Turnier in diesem Jahr zusammen mit ihrem eigenen Bae-Turnier, in Gedenken an einen vor 10 Jahren verstorbenen Ultra von Veneziamestre, der eng mit zapatistischen Bewegungen zusammen arbeitete und sich zusätzlich aber auch enorm viel für Flüchtlinge wie auch im lokalen sozialen Umfeld engagierte.
Also machten sich die ersten 2 Autos am Donnerstag Morgen auf nach Venedig, natürlich vollbesetzt mit Fußballprofis. Nach gemütlicher Fahrt trudelte man dann im Laufe des Nachmittags im Centro Sociale Rivolta ein. Dieses liegt im Stadtteil Marghera, welcher an Land und noch nicht auf der Insel Venedig liegt und früher wohl eine industrielle Hochburg war, inzwischen aber recht heruntergekommen und verarmt ist. Nachdem wir dann unsere Zelte aufgeschlagen und uns mit kühlen Getränken und einer Kleinigkeit zum Essen gestärkt hatten, wurden wir dann im Centro Sociale herumgeführt.
Dieses war dann gleich das erste von vielen Highlights des Wochenendes. Linke oder autonome Zentren in einer solchen Größe sind in Deutschland kaum vorstellbar. Hier war einfach alles vorhanden, über einen Schlafsaal, eine Bar/Pizzeria bis zu einer Konzerthalle, in welche 6000 Leute hineinpassen, einfach riesig! Inzwischen hat das Rivolta alle notwendigen Genehmigungen von der Stadt erhalten und ist soweit legal, allerdings war es über mehrere Jahrzehnte hinweg besetzt und zahlreichen Attacken der Bullen ausgesetzt.

Nachdem der Donnerstag sonst der Anreise vorbehalten war und auch das anstehende Alerta!-Meeting auf Freitag verschoben wurde, da einige Gruppen noch nicht anwesend waren, machte sich ein recht großer Haufen, hauptsächlich bestehend aus "deutschen Touristen" aus Sankt Pauli und München anschließend auf, sich den historischen, auf der Insel gelegenen Teil Venedigs anzuschauen. Nach etwas verplantem Herumschlendern fanden wir dann auch recht zügig den Bahnhof Mestre und fuhren mit dem Zug eine Station nach "Venezia Santa Lucia". Dort teilten wir uns dann in Kleingruppen auf und erkundeten die Stadt. Meine persönliche Meinung zu Venedig ist, dass man hier schon mal gewesen sein muss, schon allein wegen der unzähligen Gässchen und Kanäle, die die Stadt durchziehen und einfach einzigartig sind. Allerdings fehlt das Feeling, dass man sich in einer Stadt bewegt. Die ganzen Boote und Gondeln sowie viele alte Häuser stellen nicht den Alltag dieser Stadt dar, sondern existieren nur noch zu touristischen Zwecken, genau wie nahezu alle Geschäfte und Restaurants. Auch sind 99% der Leute, die auf den Straßen unterwegs sind, Touristen oder Leute, die den Touristen etwas verkaufen wollen. Zugegebenermaßen, solche Bereiche gibt es in jeder Großstadt, hier hatte ich aber das Gefühl, dass es keine mehr gibt, wo es nicht so ist. Aufgrund kurzzeitiger Orientierungsschwierigkeiten waren wir dann etwas länger als gewollt in den Gassen der Stadt unterwegs, teilweise waren diese so eng, dass der eine oder andere Ultra beinahe darin stecken geblieben wäre. Als wir den Bahnhof endlich wieder erreichten, war dann auch der Drang seine Notdurft zu verrichten recht groß. Aus Mangel an kostenlosen Toiletten entschied sich der eine oder andere für um den Hauptbahnhof gelegene Grünanlagen. 2 Pechvögel der Sektion Hessen übersahen dabei die ebenfalls anwesenden Carabinieri und mussten dann auf der Bahnhofswache knappe 17 Euro Strafe hinterlassen. Zitat: "Wieviel Bier wir davon hätten trinken können..."
Zurück im Centro Sociale waren dann nahezu alle teilnehmenden Gruppen eingetroffen und jeder begrüßte erstmal den einen oder anderen Bekannten. Anschließend wurde der Abend bei lauen Temperaturen und reichlich Genußmitteln aller Art verquatscht bis nach und nach die allermeisten noch ein wenig die Augen ausruhen gingen, schließlich stand am nächsten Tag die Vorrunde des Fußballturniers an. Dieses fand an einer etwas weiter entfernten Sportanlage statt, sodass Gate 22 einen Shuttlebus vom Centro Sociale zum Turniergelände organisierten. Mille grazie, sehr feiner Service!

Fit war unser Team zwar am nächsten Tag nicht wirklich und auch die Motivation hielt sich bei manchem in Grenzen, aber da ein weiteres Auto erst am Freitag nachmittag aufschlagen sollte, musste jeder mal ran und es zählte (fast) keine Ausrede. (Oft glauben wir Dir das mit dem Zeh auch nicht mehr...!) Um zumindest einen Auswechselspieler zu haben, machte unser Teammanager noch schnell ein Leihgeschäft klar und holte ein junges Talent von USP, welches unser Team tatkräftig unterstützte. Danke hierfür nochmal!
Gelost wurden wir in eine Gruppe mit den Sankt Pauli Women, Herri Norte Bilbao, einem moldawischen Team einer in Marghera ansässigen Wohninitiative sowie den Ultras Hapoel Tel Aviv. Nachdem man sich auf einen Torwart geeinigt hatte ("Wer nicht kifft, der muss ins Tor!") und unsere Gehirne schonmal auf den Nebenplatz geschickt hatte, damit diese sich dort warmlaufen konnten, stand dann unser erstes Spiel gegen die Sankt Pauli Women an. Hier wurde ein mehr oder weniger souveräner 2:0 Sieg eingefahren, sodass wir trotz unserer groben Verballertheit und etlicher Fehlpässe gut ins Turnier starteten. Leider setzte es in den nächsten Spielen gegen die Wohninitiative und gegen Herri Norte satte Niederlagen, da hat auch das Doping in der Pause nichts mehr geholfen. Ergebnisse müssten 1:4 und 0:3 gewesen sein. Hier waren unsere Gegner einfach deutlich besser und vermutlich auch konzentrierter. Somit ging es im letzten Spiel gegen Ultras Hapoel nur noch um die goldene Ananas, da eh nur der Gruppenerste ins Viertelfinale einzog. Trotzdem zeigten wir nochmal unser ganzes Potential und gingen schnell mit 3:0 in Führung. Aufgrund zweier Unsicherheiten unseres Torwarts (Ihm sei zugestanden, hinter seinem Tor machte ein gemischter Haufen von Ultras aus Lüttich, Nikosia und Tel Aviv doch einen Höllenlärm) kamen die Ultras aus Tel Aviv aber nochmals auf 3:2 heran, welches aber glücklicherweise über die Zeit gebracht werden konnte. Damit sprang ein solider 3. Platz in unserer Gruppe heraus, welcher auch bedeutete, dass das Turnier für uns beendet war.

Wir verbrachten dann den Rest des Nachmittags damit auf der Tribüne zu chillen und den mehr oder weniger hochwertigen Fußball der anderen Gruppen zu begutachten. Anschließend ging es mit dem Bus wieder zurück zum Centro Sociale, wo das Alerta!-Meeting anstand und danach einige Ska-Bands auftraten. Die Konzerte waren alle ganz gut, trotzdem bevorzugten viele Leute das gemütliche Beisammensitzen und sich austauschen mit den anderen Gruppen.
Beim aus den Federn quälen am nächsten Morgen wurde allerdings klar, der eine oder andere hatte das Beisammensitzen doch recht exzessiv betrieben sehr zum Amusement der restlichen Anwesenden. "Als Kind, da hatte ich nen Dackel...."
Machte nichts, wie bereits erwähnt mussten wir heute ja keine sportlichen Höchstleistungen mehr bringen, sondern konnten uns ganz und gar aufs in der Sonne liegen konzentrieren.
Aufgrund eines eher inkompetenten Busfahrers, der den Shuttlebus vorm Vortag schrottete, dauerte es diesmal etwas länger bis alle Teilnehmer am Sportgelände angekommen waren. Dort erstmal mit Verpflegung eingedeckt und dann auf die Tribüne gechillt. Wie man das große ZERO auf den alkoholfreien Morettiflaschen übersehen kann, bleibt mir zwar schleierhaft, für einige Lacher hats aber gesorgt. Von unserem Platz aus sahen wir dann den, doch deutlich fähigeren, Mannschaften dabei zu, wie sie mit dem Viertelfinale beginnend den Sieger des Turniers ausspielten. Den Titel sicherten sich am Ende die Rude Boys and Girls aus Sampdoria. Vor dem Finale hatten dann noch 2 lokale Jugendmannschaften ihren Auftritt, sie bestritten ein Punktspiel, von der Tribüne aus unterstützt von allen Turniergästen. Sicherlich eine sehr coole Erfahrung für die Kids, die geschätzt zwischen 7 und 9 Jahre alt waren, vor so einer doch recht stimmungsvollen Kulisse zu spielen. Für manche von uns hingegen sehr überraschend, wie talentiert viele von den Kleinen mit dem Ball umgehen konnten.

Danach ging es wieder zurück ins Centro Sociale, wo vor dem Abendessen noch eine Podiumsdiskussion zum Thema Rassismus im Fußball anstand. Das Thema wurde allerdings recht weit angegangen, sodass auch viel Bezug auf den erneuten Wettskandal im italienischen Fußball und die Verstrickungen von manchen Kurven mit der Mafia eingegangen wurde. Auf dem Podium saß ein Ultra aus Cosenza, der einen sehr coolen linken Buchladen betreibt, sowie 3 Autoren und Journalisten, die sich intensiv mit dem italienischen Fußball und seinen Skandalen auseinandersetzen. Einziges Manko war, dass die Diskussion, die komplett in italienisch stattfand, von einer Dolmetscherin ins Englische übersetzt wurde, diese aber vieles nur sehr zusammenfassend und doch verkürzt übersetzte, sodass es für die meisten Anwesenden, die kein oder kaum italienisch konnten, sehr verwirrend war. Insofern ärgerlich, dass man sonst wohl doch noch deutlich mehr aus der Runde hätte mitnehmen können. Später ging es dann zur Siegerehrung, wo wir als Preis einen sehr edlen Schnaps aus Lüttlich bekamen. Merci beaucoup! Unser Mitbringsel, ein Kasten Augustiner sowie ein Bundesligaball, der dieses Jahr in unsere Kurve geflogen kam, ging an Gate 9 von Omonia Nikosia.

Zum Abschluss des Turniers standen nochmals ein paar Konzerte an, mit Los Fastidios als Highlight.
Bis tief in die Nacht wurde anschließend gefeiert, bis nach und nach sich doch jeder zumindest nochmal kurz aufs Ohr legte. Am nächsten Tag wurden dann noch die Zelte abgebaut, sich von allen Anwesenden verabschiedet und wir machten uns gemütlich mit einem kleinen Abstecher an den Strand auf den Weg zurück nach München.

Vielen Dank an alle anwesenden Gruppen, es war ein sehr cooles und auch produktives Wochenende für das Alerta!-Netzwerk. Hoffentlich sehen wir uns alle im nächsten Jahr wieder!
Ein noch größeres Dankeschön geht an Gate 22, die obwohl sie doch eine eher kleinere Gruppe sind, einen enormen Organisationsaufwand stemmten und ein fettes Wochenende auf die Beine gestellt haben!

PROGRAMMA

GIOVEDÌ 2 GIUGNO

Questa giornata è dedicata all’arrivo di tutti i gruppi partecipanti al torneo. Il punto d’arrivo e d’incontro è il Centro Sociale Rivolta di Marghera.

VENERDÌ 3 GIUGNO

dalle h. 8.00 alle h. 8:30:
BUS NAVETTA (dal Centro sociale Rivolta al Centro Sportivo di Zelarino)

h. 9.00:
INIZIO TORNEO (presso il Centro Sportivo di Zelarino)

dalle h. 12.00 alle h. 13:00:
PAUSA PER RISTORO

h. 16.00:
FINE DELLA PRIMA GIORNATA DI TORNEO

dalle h. 18.00 alle h. 18:30:
BUS NAVETTA (dal Centro Sportivo di Zelarino al Centro sociale Rivolta)

h. 19.00:
RIUNIONE ALERTA NETWORK (presso il Centro Sociale Rivolta)

h. 20.30:
CENA SOCIALE (presso il Centro Sociale Rivolta)

h. 22.30:
CONCERTO, MOSTRA FOTOGRAFICA (presso il Centro Sociale Rivolta)

SABATO 4 GIUGNO

dalle h. 8.00 alle h. 8:30:
BUS NAVETTA (dal Centro sociale Rivolta al Centro Sportivo di Zelarino)

h. 9.00:
FASE FINALE TORNEO (presso il Centro Sportivo di Zelarino)

dalle h. 12.00 alle h. 13:00:
PAUSA PER RISTORO

h. 15.00:
FINE DELLA PRIMA GIORNATA DI TORNEO

dalle h. 16.00 alle h. 16:30:
BUS NAVETTA (dal Centro Sportivo di Zelarino al Centro sociale Rivolta)

h. 17.30:
DIBATTITO SU CALCIO E RAZZISMO (presso il Centro Sociale Rivolta)

h. 20.00:
CENA SOCIALE (presso il Centro Sociale Rivolta)

h. 22.00:
PREMIAZIONE SQUADRE TORNEO (presso il Centro Sociale Rivolta)

h. 23.00:
CONCERTO (presso il Centro Sociale Rivolta)

DOMENICA 5 GIUGNO

Questa giornata è dedicata alla partenza di tutti i gruppi partecipanti al torneo.

Schickeria München

Schickeria München

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