Vorneweg ein wirklich riesengroßes Kompliment an die Veranstalter, sprich die Jungs & Mädls der "Hintertorperspektive". Es war letztes Jahr schon recht fett, aber das wurde dieses Jahr locker noch übertroffen – groß!
Der Veranstaltungsort, obwohl zentral in der Stadt gelegen, einfach idyllisch und die Zeltstadt mit Bühne und Verpflegungsständen inmitten der großen Wiese buchstäblich PARADIESisch. Diese Offenheit spiegelte sich auch im Charakter des Festivals wieder; jeder konnte kommen und gehen wann er wollte und sich mit Kind und Kegel betätigen und das alles ohne Eintritt. Auch ansonsten ist Preisgestaltung und die damit verbundene Philosophie des Festivals sicher hervorzuheben. Alles war so konzipiert, dass sich wirklich jeder leisten konnte dabei zu sein.
Dazu ein nettes Fußball-Turnier auf der Streetsoccer-Anlage, das besonders für die teilnehmenden Flüchtlinge aus Eisenberg eine willkommene Abwechslung zum tristen Lageralltag gewesen sein dürfte. Schön zu sehen, wie sich diese ansonsten arg benachteiligten Menschen darüber freuen konnten, dass sie irgendwo mit Herzlichkeit und offenen Armen empfangen wurden und nicht wie sonst als lästiges, aber mehr oder weniger geduldetes Übel behandelt wurden.
Musikalisch war auf der Bühne für jeden was dabei, eine wirklich große Anzahl verschiedener Bands aus verschiedenen Musikrichtungen spielte fürs Publikum. Das Konzept, dass sich jeweils der Auftritt einer Band mit einem inhaltlichen Programmpunkt abwechselte, war durchaus gelungen. Auch die Aftershow-Partys wussten zu gefallen und der ein oder andere feierte bis in die frühen Morgenstunden. Das Publikum trug auch seinen Teil dazu bei, dass man sich rundum wohl fühlen musste – viel alternatives Klientel, angenehme Leute und eine stressfreie, relaxte Atmosphäre im Grünen. Ich denke, die meisten von uns haben sehr schnell Zeit und sonstige Probleme vergessen und konnten es einfach nur genießen.
Besonders hervorzuheben ist allerdings der inhaltliche Teil des Programms. Wenn man sich anschaut, in welchen hohen Tönen wir die anderen Aspekte des Festivals bisher gelobt haben, wird klar, dass das Flutlicht inhaltlich richtig gut aufgestellt und durchdacht war. Ein durchweg interessantes Programm mit verschiedenen interessanten und gut gewählten Schwerpunkten, wie z.B. die Situation von Flüchtlingen in Deutschland, Vorstellung verschiedener Faninitiativen, Informationen über die lokale rechte Szene oder das Problem des Sexismus und der Homophobie in den Stadien und in der Gesellschaft. Die Referenten waren dabei fachlich sehr gut und treffend ausgewählt.Spricht einfach für die Arbeit der Hintertorperspektive, wen man dafür alles gewinnen konnte. Angenehm war auch die Art und Weise wie der Vortrags- und Diskussionsraum mit Couchen, Sesseln etc. gemütlich ausgestaltet war und so eine sehr angenehme und produktive Diskussionskultur ermöglicht hat. Ein ganz großer Pluspunkt und gerade für ein Festival sicher nicht selbstverständlich.
Zu guter Letzt möchten wir uns nochmals bei denjenigen bedanken, die dieses tolle Festival, das auch dieses Jahr wieder zahlreiche bleibende Eindrücke hinterlassen hat, gestemmt und organisiert haben. Unzählige bekannte Gesichter aus der aktiven Jenaer Fanszene, die entweder zu den Organisatoren gehörten oder aber sich nie zu schade waren dort mit anzupacken, wo Hilfe und Mitarbeit gebraucht wurde.
Jena sollte stolz sein auf diese Idee, auf dieses Festival, das ihr der Stadt geschenkt habt und das sich hoffentlich auch in den kommenden Jahren so prächtig weiterentwickeln wird. Schließlich wurde angesichts der zahlreichen Besucher deutlich, dass das Flutlicht in Jena angekommen ist und von seinen Bürgerinnen und Bürgern gerne besucht wird. Das Flutlicht hat es geschafft engagierte Fußballfans, politische und soziale Gruppen, Flüchtlinge aus den Lagern und die Menschen der Stadt zusammen zu bringen und dabei eine gelungene Mischung zwischen Kultur, Inhalt und Spaß zu finden. Dicker Respekt!
Infos: www.flutlicht-festival.de und www.hintertorperspektive.de;